In der nun ablaufenden Woche standen die Weizen- und Maispreise sowohl an den Kassamärkten als auch an der Euronext/Matif sowie der CBoT unter Druck. Stand der mittlerweile meistgehandelte Weizen-Septemberkontrakt am vergangenen Freitag noch bei 243,50 Euro/t waren es zur Schlussglocke am gestrigen Donnerstag 6,75 Euro/t weniger (236,75 Euro/t). Auch heute zeigen sich die Kurse für Weizen in der Tendenz schwächer, wenn gleich der Abverkauf der vergangenen Tage heute weniger ausgeprägt ist.
Das die Zeichen für eine Verlängerung des Getreideabkommens über den 18. Mai hinaus derzeit mehr als sicher sind, wird dabei von den Marktteilnehmern weniger beachtet. In erster Linie drücken die günstigen Preise aus der Ukraine und auch aus Russland auf internationale Marktentwicklung. Insbesondere aus Russland, so heißt es, gibt es derzeit verstärkt Aktivitäten, um mit günstigen Preisen die üppige letzte Ernte zu vermarkten. Auch in der Ukraine stehen Berichten zur Folge noch größere Mengen Weizen und Mais in den Silos, die auf Abnahme warten. Mit dem Abkommen zwischen Polen und der Ukraine besteht für das kriegsgebeutelte Land wieder ein verlässlicher Exportweg offen und auch die Inspektionen der Schwarzmeer-Transporte läuft wieder flotter als noch vor zwei Wochen. Die EU-Exporte haben in den letzten zollamtlichen Daten im Wochenvergleich nachgegeben. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den USA. Die letzten Exportbuchungen, die das USDA veröffentlichen konnte, lagen unter dem Schnitt der vorausgegangenen Wochen. Jenseits des Atlantiks sorgen zudem ergiebige Niederschläge in wichtigen Anbaugebieten in Kansas, Oklahoma und Texas für Erleichterung bei den Farmern und Preisdruck an der CBoT. Für bärische Stimmung sorgten zudem die neuen Anbauflächenprognosen für Kanada. Nach Daten des Statistikamtes dürfte die Weizenanbaufläche eine der größten der letzten 22 Jahre sein und gegenüber dem Vorjahr um deutliche 6,2 Prozent anwachsen. Weniger Weizen in der nächsten Ernte erwartet das USDA hingegen für Australien. Nach den beiden Rekordernte in diesem Jahr (39,2 Mio. Tonnen) und dem vorletzten Jahr wird für die Saison 2023/24 mit einer australischen Ernte von rund 29 Mio. Tonnen gerechnet. Einhergehend wird damit auch das Exportpotenzial um 7 Mio. Tonnen geringer bewertet. Für Europa hat zuletzt die Europäische Kommission in ihrer April-Schätzung die europäische Getreideernte insgesamt leicht nach unten korrigiert. Jedoch wird insgesamt mit einer um 7,1 Prozent höheren Gesamtgetreideernte gerechnet. Die Weizenernte dürfte mit 130 Mio. Tonnen um rund 4 Mio. Tonnen besser ausfallen als 2022/23. Ebenso rechnen die Analysten der Kommission mit einer deutlich besseren Maisernte, die um 12,4 Mio. Tonnen höher ausfallen dürfte, aber weiterhin um rund 10 Mio. Tonnen unter dem langjährigen Durchschnitt liegen dürfte.
Die Maispreise standen in dieser Woche ebenfalls in Folge der Abwärtstendenzen beim Weizen unter Druck. Die EU-Importmengen sind weiterhin noch und haben das Importniveau des Vorjahres bereits bei weitem übertroffen. Spanien bleibt weiterhin Europas größter Importeur und mit Blick auf die aktuellen Wetterereignisse in dem südeuropäischen Land dürfte sich daran so schnell auch wenig ändern. Gefolgt wird die Importliste von den Niederländern und Deutschland. An der CBoT standen die Kontrakte zuletzt wegen der raschen Aussaat im Corn-Belt sowie der großen brasilianischen Ernte unter Druck. Zudem sorgten zwei große Stornierungen über 327.000 Tonnen in der vergangenen Woche und eine erneute Stornierung am gestrigen Donnerstag über eine Maislieferung von 233.000 Tonnen für Verkaufsdruck. In beiden Fällen haben chinesische Käufer ihre Buchungen storniert. Die US-Ethanolproduktion ist ebenfalls wieder etwas geringer als noch in der Vorwoche ausgefallen und auch von den Rohölmärkten kam zuletzt Preisdruck für Mais auf.
Kassamärkte im Blick | Euro/Tonne | ||||||||||
Brotweizen | 30. Mrz. | 5. Apr. | 13. Apr. | 20. Apr. | 27. Apr. | +/- | |||||
Hamburg | 279,00 | 264,00 | 261,00 | 261,00 | 252,00 | -9,00 | |||||
Niederrhein | 278,00 | 263,00 | 260,00 | 260,00 | 251,00 | -9,00 | |||||
Oberrhein | 272,00 | 257,00 | 254,00 | 254,00 | 243,00 | -11,00 | |||||
Ostdeutschland | 263,00 | 248,00 | 245,00 | 245,00 | 236,00 | -9,00 | |||||
Futterweizen | |||||||||||
Hamburg | 277,00 | 262,00 | 259,00 | 259,00 | 250,00 | -9,00 | |||||
Oldenburg | 269,00 | 254,00 | 251,00 | 251,00 | 242,00 | -9,00 | |||||
Futtergerste | |||||||||||
Hamburg | 231,00 | 222,00 | 218,00 | 220,00 | 212,00 | -8,00 | |||||
Ostdeutschland | 221,00 | 212,00 | 208,00 | 210,00 | 202,00 | -8,00 |
ZMP Live Expertenmeinung
Die Zeichen stehen weiterhin auf nachlassende Getreidepreise. Die Wachstumsbedingungen in Europa sind mit Ausnahme von Spanien gut, die Ernteschätzung für Getreide insgesamt deutlich besser als im Vorjahr und die vielfach erwarteten Niederschläge in den US-Weizenanbaugebieten bringen den Pflanzen neue Entwicklungsperspektiven. Dazu kommt die russische Ernte, die auf das internationale Preisgefüge wirkt. Bleibt einzig die Unsicherheit aus der Verlängerung des Getreideabkommens für die Ukraine. Mitte Mai dürften die Verhandlungen klarer werden.