Lichtblicke für Milchpreise? Die sich gegenseitig verstärkenden zyklischen und saisonalen Preisabschwünge im 1. Halbjahr 2015 haben zu bedenklich niedrigen Milchpreisen geführt. Eine in den ersten Monaten des Jahres 2015 sich abzeichnende Preiserholung war nur von kurzer Dauer, weil die chinesischen Importe weiter unter der Vorjahreslinie verblieben. Den Russlandimport muss man wohl auf längere Sicht abschreiben, weil neben dem fehlenden politischen Willen vor allem die Finanzkraft als Folge des schwachen Rubel und des ölpreisbedingten gedrückten Einkommens nicht mal für Ersatzbeschaffungen ausreicht. Auf der Nachfrageseite ist auf kurze Sicht noch keine hinreichende Tendenzwende einer Absatzbesserung zu erkennen. Ausreichend starke Impulse können im Wesentlichen nur von China erwartet werden. In den übrigen Importstaaten sind zwar Verbesserungen zu beobachten, reichen aber insgesamt nicht aus, den Importausfall Chinas zu kompensieren. Auf der Angebotsseite hat die Milchpreisbremse eine deutliche Wirkung hinterlassen. In den 8 weltgrößten Milcherzeugungsländern zusammen liegt die Erzeugung nur noch geringfügig über Vorjahresniveau. Die Tendenz rückläufiger Erzeugung ist erkennbar. Ausnahme bilden die USA, die mit ihren überdurchschnittlich hohen Butter- und Käsepreisen gemittelte Milchauszahlungspreise von rd. 32 €-ct/kg erzielen. Neuseelands Milchsaison hat mit dem Monat Juli wieder angefangen. Weniger Kühe, drastisch reduzierte Milchpreise auf unter 24 €-ct/kg und die Gefahr eines Trockenheit bringenden EL Niño-Wetters lässt erwarten, dass die bis zum Okt.-15 von fast Null auf 3 Mio. t je Monat steigende saisonale Erzeugung in diesem Wirtschaftsjahr gedämpfter ausfällt. Ähnliche Erwartungen hegt man in Australien, wo die Milcherzeugung im südöstlichen Teil schwerpunktmäßig zu Hause ist. Der Milchmarkt in der EU wird von der Produktionsseite geprägt durch eine zurzeit nur minimal über dem Vorjahr liegende Erzeugung. Der Wegfall der Kontingentsbremse war kaum zu spüren. Umso kräftiger wirkte die Preisbremse und nicht zuletzt auch die knappe Grundfutterversorgung infolge unzureichender Niederschläge in weiten Teilen Europas. Das wird auch für die bevorstehende Spätsommer-/Herbst-Phase grundsätzlich nicht anders sein. Frühindikatoren für die Entwicklung der Versorgungslage sind Spotpreise für Milchmengen, die zwischen Molkereien infolge Überhangs oder Fehlbedarfs ausgehandelt werden. Solche Preise werden für das Überschussgebiet Holland und die Zuschussregion in Oberitalien veröffentlicht. Die italienischen Spotpreise haben sich von ihrer Tiefphase im April/Mai-15 wieder auf rd. 36 €-ct/kg im Jul./Aug-15 erholt. Das durchschnittliche Milchpreisniveau in Italien liegt versorgungs- und qualitätsbedingt deutlich höher, aussagefähig ist nur die erkennbar steigende Tendenz. In der Überschussregion Holland sind die Spotpreise von ihrer Tiefphase im Apr./Mai-15 mit 18 €-ct/kg bei 4,4 % Fett ab Molkerei mit einigem Hin und Her wieder auf 24 €-ct/kg Anf. Aug.-15 gestiegen. Die Kurse liegen noch weit hinter früheren Jahren zurück. Zumindest ist eine Stabilisierungstendenz erkennbar. Für die Beurteilung der weiteren Markt- und Preisentwicklung sind die angestauten Lagerbestände im Auge zu behalten. Erst ein spürbarer Abbau sorgt für genügend Preisspielraum nach oben.