Agrarprofessoren nehmen Stellung zur Diskussion um die Milchmarktkrise
Professoren der Agrarfakultäten in Berlin, Göttingen und Rostock haben in Form einer Pressemitteilung Stellung zu den Diskussionsvorschlägen zur Lösung der Milchmarktkrise bezogen.
Die Professoren stellen einleitend fest, dass bei den aktuell niedrigen Milchpreisen Verluste erwirtschaftet werden.
Als wesentliche Ursache für den aktuellen Rückgang der Milchpreise werden neben einer Ausweitung des Angebots nach dem Wegfall der Milchquote vor allem der Rückgang der Auslandsnachfrage nach Molkereiprodukten gesehen.
Um das Überangebot an die Nachfrage anzupassen, werden 3 Vorschläge diskutiert:
- Milchpreiskartell von Landwirten und ggfs. Molkereien, um sich gegenüber dem LEH mit größerer Durchschlagskraft durchzusetzen
- Wiedereinführung des staatlichen Quotensystems
- Wettbewerbsorientierte Strukturanpassung
Ein Milchpreiskartell wäre zunächst wettbewerbsrechtlich unzulässig. Ob und inwieweit sich ein Zusammenschluss von Milcherzeugern und ggfs. Molkereien gegen die widerstrebenden Marktkräfte im eigenen Lager und gegenüber dem LEH durchsetzen wird, ist nicht gewährleistet. Die Freiwilligkeit der Teilnahme setzt einer im Marktgeschehen durchsetzbaren Markt- und Preissteuerung enge Grenzen. Vor dem Hintergrund eines globalen Marktes ist ein Kartell auf Dauer ohnehin nicht stark genug.
Die Wiedereinführung einer Milchquote ist nach den negativen Erfahrungen der letzten 30 Jahre wenig realistisch. Die teilweise gegensätzlichen Interessenlagen von Überschuss- und Zuschussländern in der EU würden zu Kompromisslösungen führen, die weder marktkonforme Mengen noch Preise liefern. Das Quotenmodell in der EU ist zurzeit nicht mehrheitsfähig. Ein deutscher Alleingang bleibt ohne nennenswerte Wirkung.
Eine wettbewerbsorientierte Milchmarktpolitik trägt dazu bei, dass die am wenigsten leistungsfähigen Betriebe mit ihrer Produktionsaufgabe das Milchangebot drosseln und damit den Weg für steigende Preise frei machen. Zur Abfederung sozialer Härtefälle wird auf die zurzeit aktive Sicherheitsnetz-Intervention bei Butter und Magermilchpulver hingewiesen. Zur Finanzierung von Liquiditätsengpässen ist nicht allein der Staat gefordert, sondern auch die Banken in ihrem ureigenen Interesse. Im Hinblick auf das ständige Auf und Ab der Preisentwicklung sollten für kurzfristig notwendige Maßnahmen keine marktwirtschaftlichen Grundsätze aufs Spiel gesetzt werden.
Viele Verbraucher haben eine hohe Sympathie für die Landwirtschaft und Verständnis für ihre wirtschaftlich schwierige Situation. Eine Aushebelung des Marktes ist aber das falsche Instrument, um Landwirten zu helfen.