Milchpreise: Talsohle durchschritten
Nach fast 2 Jahren niedriger Milchpreise mehren sich die Anzeichen einer Wiedererholung der Kurse. Der beste Gradmesser dafür, dass Milch nicht mehr im Überfluss angeboten wird, sind die steigenden Spotpreise beim Handel von Milch unter den Molkereien.
In den Niederlanden werden wöchentliche Milchspotpreise erfasst. Mit Datum vom 26. Juni 2016 wurden 27,5 ct/kg Milch bei 4,4 % Fett ab Fabrik ohne Steuern notiert. Damit sind die Spotpreise aus der Talsohle von 17 ct/kg im April/Mai deutlich herausgetreten. Das Vorjahresniveau wurde ebenfalls deutlich überschritten.
In Italien wird alle 2 Wochen ein Spotpreis für Rohmilch im Tank frei Molkerei ermittelt. Die letzte Notierung vom 19. Juni 2016 steht bei 27,3 ct/kg. Auch in diesem Fall ist der Tiefpunkt von 22 ct/kg im April überwunden. Allerdings sollten die italienischen Kurse aufgrund des Selbstversorgungsgradesvon 70 % noch höher liegen.Im Vorjahr 2015 wurden um die gleiche Zeit Spotpreise um 34 bis 36 ct/kg gezahlt.
Ein weiteres Zeichen für eine Erholung der Milchpreise sind die gestiegenen Kurse für Milchprodukte wie Butter, Milchpulver und Käse. Diese Beobachtung gilt nicht nur für den EU-Markt, sondern ist auch im internationalen Handel festzustellen.
Die zu Beginn des Jahres noch gestiegene Nachfrage Chinas anlässlich des Neujahrsfestes hat sich wieder auf Vorjahresniveau zurückgezogen. Die Importe Nordafrikas und des Nahen Ostens haben nach dem Wiederanstieg des Ölpreises wieder deutlich zugelegt.
Der ausschlaggebende Faktor ist jedoch der scharfe Einschnitt der Produktionszuwächse in den führenden milcherzeugenden Ländern. Zwar liegen die EU und die USA immer noch bei einer 1 bis 2 %igen Erhöhung, aber andere Länder haben ihre Erzeugung im Vergleich zum Vorjahresmonat vermindert. Auf diese Weise verringert sich der Angebotsdruck.
Auf der Nordhalbkugel geht aus saisonalen Gründen die Milcherzeugung bis in den Herbst/Winter zurück. Auf der Südhalbkugel sinkt jahreszeitlich bedingt die Milcherzeugung noch bis den Juli hinein. Im August beginnen die Abkalbungen, der Höhepunkt der Milchproduktion im Süden wird regelmäßig im Okt. eines Jahres erreicht. Die Milchmenge ist zwar erheblich kleiner als im Norden, entscheidend ist jedoch, dass der überwiegende Teil der Erzeugung direkt in den Export geht.
Als Bremse für weitere Preissteigerungen wirken die Interventions- und PLH-Bestände. Ende Mai 2016 lagern in der EU mehr als 220.000 t Magermilchpulver, 100.000 t Butter und 30.000 t Käse. Möglicherweise könnte für den Monat Juni noch eine Steigerung dazu kommen.