16.
10.16
12:00

Auswirkungen gefallenener EU-Milchpreise auf die Milchanlieferung

Entwicklung der Milchanlieferung und Milchpreise in den EU-Mitgliedstaaten.

In der gesamten EU liegt die Milchanlieferung im 1. Halbjahr 2016 nur noch 2,5 % über dem gleichen Vorjahreszeitraum. Legt man nur die jüngsten Monate ab Jun.-16 zugrunde, bewegen sich die durchschnittlichen Mengen deutlich unter der Vorjahreslinie. Der wesentliche Grund für die Lieferungsentwicklung  wird im gefallenen Milchpreis gesehen, der im EU-Mittel um 26 ct/kg liegt. Gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahre 2015 beträgt die Minderung rd. 12 %.

In den einzelnen Mitgliedstaaten sind jedoch unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten.

Am stärksten sticht Großbritannien heraus, dessen Milchpreis um über 25 % zum Vorjahr gefallen ist. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass auf der Insel bereits sehr frühzeitig die Milcherzeugung zunächst um 2,5 % und in jüngster Zeit von Apr. bis Juli 2016 um beachtliche 5,7 % zurückgenommen worden ist.

Auch die französische Milchwirtschaft hat auf die 13 % Kürzung des Milchpreises mit einer Einschränkung der Milchanlieferung von immerhin 1,3 % reagiert.

Deutlicher Rückgang von 2,2 % bei den Milchmengen ist in jüngster Zeit im untersorgten Italien zu beobachten. Die Erzeugerpreise sind dort um 11 % gefallen. Bei einem rd. 30%-igen Importbedarf sind deutliche Engpässe bei der Versorgung entstanden. Spotpreise für den Milchhandel unter Molkereien erreichen bereits wieder Höchstwerte bis zu 42 ct/kg bei 4,4 % Fett eingesammelt ab Molkerei.

Auf der iberischen Halbinsel werden die Milchanlieferungen in den letzten Monaten um 1,3 % in Spanien und um 5,9 % in Portugal zurückgenommen. Dazu reichte neben anderen Faktoren ein Preisrückgang von 3 %.

Im größten EU-Erzeugungsgebiet Deutschland verlief der Anpassungsprozess trotz eines Preisrückganges von 13 % deutlich zäher. Im Halbjahresvergleich 2016 zu 2015 beträgt der Überhang immer noch  3,1 %. Erst in den letzten beiden Monaten Jul/Aug.-16 bleiben die Mengen knapp unter der Vorjahreslinie.

In der Mehrzahl der neuen EU-Mitgliedstaaten verlief die Entwicklung aufgrund der Ausgangslage deutlich anders. Die meisten MOE-Länder hatten ihre Milchquote nur zu 50 bis 80 % ausgelastet. Bei anfänglich hohen Milchpreisen zwischen 35 bis 40 ct/kg wurde noch während der Laufzeit der Quotenregelung die Milchanlieferung regional zwischen 5 bis 15 % ausgedehnt. Dabei wurde nur teilweise mehr Milch erzeugt, ein wesentlicher Teil stammte aus der Erhöhung der Anlieferungsquote an die Molkereien zu Lasten der Eigenversorgung auf lokaler Ebene.  Die Preisminderungen halten sich im Rahmen von 3 bis 6 %.

Aber nicht überall wird die Milchanlieferung eingeschränkt. Typische Beispiele sind Irland und die Niederlande. Nach der Aufhebung der Milchkontingentierung haben die irischen Milcherzeuger mit Hilfe ihres großen Weidefutterpotenzials die Erzeugung phasenweise bis zu 20 % erhöht. Trotz eines Preisrückganges von mäßigen 3 % bleibt die Erzeugung bis ins 1. Halbjahr 2016 mit knapp 8,8 % über der Vorjahreslinie.

Noch widerstandsfähiger gegen Erzeugerpreissenkungen von rd. 12 % erweisen sich die Niederlande mit einer Produktionssteigerung von 11,8 % im Halbjahresvergleich 2016 zu 2015. Obwohl Nettoexportgebiet wird der Milchrohstoff knapp. Spotpreise unter Molkereien reichen mittlerweile an die 39 ct/kg. Die hohen Exporterlöse beim Butter- und Käseverkauf erlauben im Einzelfall hohe Einstandspreise, die sich jedoch vorerst nur begrenzt auf die breite Erzeugerebene auswirken.

Die Steuerung der Milcherzeugung über die Auszahlungspreise entwickelt je nach Ausgangssituationen und Standortverhältnissen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten hinsichtlich ihres Ausmaßes höchst unterschiedliche Ergebnisse.

Dabei spielt das inverse Angebotsverhalten eine kurzfristige Rolle. Bei fallenden Preisen wird nur so lange die Angebotsmengen ausgedehnt wie noch Produktionsreserven mobilisierbar sind und die Grenzkosten der Erzeugung gedeckt werden.

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.
Fragen?

Sie haben Fragen zu ZMP Live? Unser Team steht gerne hilfsbereit zu Ihrer Verfügung. Senden Sie uns gerne eine Nachricht:

Es gilt unsere Datenschutzerklärung

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich