Wieder Milchskandal in China?
Chinas Milchwirtschaft scheint aus den Skandalen nicht herauszukommen. Die Fa „China Modern Dairy“ mit 190.000 Kühen soll Tiere verkauft haben, bei denen Tuberkulose und Brucellose nachgewiesen wurden. Wenn die Milch nicht pasteurisiert wird, können die Krankheitserreger auf den Menschen übertragen werden.
Die betroffene Firma gehört zu einem Viertel der zweitgrößten Molkerei Mengniu, die über einen Marktanteil in China von rd. 25 % besitzt. Die größte Molkerei ist die Yili Group mit etwas mehr als 25 % und das drittgrößte Milchunternehmen ist Bright Dairy and Food mit rd. 10 % Marktanteil. Alle Firmen haben Joint Ventures mit amerikanischen, französischen und deutsch-schwedisch-dänischen Großmolkereien.
Der große Melamin-Skandal im Jahre 2008 steckt noch tief im Bewusstsein der Chinesen. Mehr als 30.000 Babys sollen durch die illegale Beimischung ernsthaft erkrankt sein. Todesfälle und lebenslang bleibende Schäden waren auch darunter.
Ein Jahr später wurde im Dez. 2009 in der chinesischen Provinz Xinhua bei der „Shanghai Panda Gesellschaft“ wieder Melamin-Beimischungen entdeckt. Im Folgejahr 2010 wurde die „Tantian Dairy Company“ in Nordchina geschlossen, weil sie 170.000 t Melaminverseuchte Milchprodukte umverpackt hat. Die Mengniu Dairy Group hat nach eigenen Angaben im Jahre 2011 rechtzeitig vor der Auslieferung mit Aflatoxin verseuchte Milchprodukte rechtzeitig zurückhalten können. Im Jahre 2012 hat die Yili Industrial Group aufgrund eines „mechanischen Fehlers“ mit Alkali verseuchte Ware über 6 Monate hinweg wieder zurückrufen müssen.
Eine mit Botulismus-Bakterien verseuchte Lieferung von Molkenpulver der australischen Molkerei Fonterra führte zu einem vorübergehenden Importverbot. Im Nachhinein erwies sich die Beschuldigung jedoch als Fehler.
Die chinesische Milchwirtschaft wird mit staatlicher Unterstützung aufgebaut. Allerdings sind erhebliche strukturelle Probleme zu lösen. Von den 2,3 Mio. Milchviehbetrieben halten 75 % weniger 5 Kühe, weitere 15 % der Betriebe besitzen zwischen 5 bis unter 10 Kühen und 6 % der Betriebe haben Herden zwischen 10 und 20 Kühen.
In den vorherrschenden Kleinbetrieben bestehen erhebliche Probleme mit der Hygiene. In der Vergangenheit wurde in der boomenden Milchwirtschaft der wachsenden Großbetriebe die Krankheitsvorsorge nicht immer sehr ernst genommen. Zwischenzeitlich sorgt der Staat mit scharfen Kontrollen über die Einhaltung der Gesundheitsvorschriften. Das funktioniert in den Großeinheiten besser als in den vielen Kleinhaltungen. Man ist ernsthaft um eine Verbesserung des Images der chinesischen Milchwirtschaft bemüht. Mit ausländischer Beteiligung erhofft man sich eine Verbesserung des Ansehens bei den chinesischen Verbrauchern.
Welche Bedeutung der jüngste Fall bekommen wird, ist noch offen. Allerdings besteht eine hohe Sensibilität unter den chinesischen Verbrauchern.