EU-Kommission: mittelfristig steigende EU-Milcherzeugung und steigende Milchpreise
Im jüngsten Kommissionsbericht zur mittelfristigen Rück- und Vorschau auf den EU- Milchmarkt wird für die zurückliegenden 10 Jahre eine mäßige Zunahme der EU-Milcherzeugung festgestellt. Die Ursache wird beim ersten Blick auf die Begrenzung durch die Quotenregelung anzusehen sein. Bei genauerer Betrachtung ist allerdings festzustellen, dass in der Zeitspanne 2005 bis 2009 bei niedrigen EU-Milchpreisen eine Stagnation der Erzeugung zu beobachten ist. In der Folgezeit setzt mit steigenden Milchpreisen auch ein Wachstum der Produktion ein, das durch steigende Quotenmengen ermöglicht, aber auch begrenzt wird.
Die hohen Milchpreiszunahmen in dieser Zeit sind eine Folge der gestiegenen Weltmarktpreise aufgrund eines Importbooms der beiden großen Länder China und Russland. Mit dem anschließenden Importstopp Russlands und der Halbierung der chinesischen Einfuhren musste die weltweit gestiegene Milcherzeugung auf zwei entscheidende Absatzmöglichkeiten verzichten. Bei steigender Erzeugung und fallendem Verbrauch entstand ein rasanter Preisverfall. Die Aufhebung der EU-Quotenregelung ist nur ein Teil des gesamten Marktgeschehens.
Im Vorfeld der Quotenaufgabe kann eine vorübergehende Steigerung der Kuhzahlen in der EU beobachtet werden, eine Entwicklung, die jedoch noch während des Jahres 2015 wieder nach unten zeigt. Die steigenden Milchleistungen je Tier tragen jedoch wieder zur Erhöhung des Milchangebotes bei.
Für die kommenden 10 Jahre schätzt die EU-Kommission weitere Steigerungen der Milcherzeugung im Durchschnitt unter 0,8 % je Jahr. Die Milchanlieferung an die Molkereien soll jedoch um durchschnittlich 1 % zulegen, weil Direktvermarktung und Eigenversorgung insbesondere in den neuen EU-Mitgliedstaaten deutlich zurückgehen. Die Kuhzahlen sollen dem bisherigen Trend folgend weiter abnehmen, während die Milchleistung stetig steigt.
Der Inlandsverbrauch von Milchprodukten nimmt vorerst nur mäßig zu. Der größere Teil der Mehrerzeugung soll über steigende Exporte in Drittländer abgesetzt werden.
Für die nächsten Jahre bis 2019 wird von einer moderaten Milchpreissteigerung knapp oberhalb der 30 ct/kg Marke ausgegangen, das etwa dem Durchschnittsniveau zurückliegender Jahre mit allen Höhen und Tiefen entspricht. Ab 2020 schätzt die EU-Kommission eine weitere deutliche Preiszunahme mit der Begründung steigender Nachfrage aus den Schwellenländern und den begrenzten Produktionsmöglichkeiten des bisher führenden Exporteurs von Milchprodukten Neuseeland.
Die Vorschau ist das Ergebnis einer aktuellen Einschätzung auf der Grundlage heutiger Erkenntnisse und sollte als eine erste Orientierungshilfe verstanden werden.