EU-Milchmarkt: hohe Milchanlieferungen und steigende Erzeugung von Milchpulver
Hohe Milchpreise in der Vergangenheit, fallende Kraftfutterpreise in der Gegenwart und die bevorstehende Abschaffung der Milchquote im Frühjahr 2015 sind die treibenden Kräfte für eine ungewöhnlich hohe Steigerung der Milchanlieferung in der EU-28. Die russische Importsperre, die nachlassende Nachfrage im Exportgeschäft und die begrenzte Verbrauchsentwicklung im Binnenmarkt treten als hemmende Faktoren erst in jüngerer Zeit in Erscheinung. Noch dominieren die treibenden Faktoren über die bremsenden Kräfte.
Im neuen Milchwirtschaftsjahr von April bis Juli 2014 ist die EU-Milchanlieferung um +5,8 % gestiegen und setzt damit das Wachstum ungebrochen seit Anfang des Jahres fort. Es sind allerdings Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten zu erkennen. Höchste Zuwachsraten sind Ländern zu beobachten, die ihre Milchquote bislang nicht ausgeschöpft haben. Das trifft für Rumänien mit einer Steigerung von +16 % zu, im wesentlichen eine Folge einer höheren Ablieferungsquote von Hausversorgern. Die baltischen Staaten erhöhen trotz empfindlicher Russland-Sperre ihre Milchanlieferung in einer Kategorie von +8,8 % bis 12,5 %.
Spanien, Frankreich, Grossbritannien und Irland schöpfen ihre Milchquote z. T. weniger als 90 % aus, steigern aber aufgrund der jüngsten Entwicklung die Erzeugung zwischen 7,1 % bis 9,2 %. Auch in Polen und Ungarn liegen die Zuwachszahlen zwischen 7,6 bis 8,4 %
Deutschland bewegt sich im unteren Mittelfeld mit einer Steigerung von +4,3 %. Holland, Dänemark, Schweden und Italien bewegen sich im Bereich zwischen +2,5 bis +3,6 %.
Griechenland bleibt als einzigstes Gebiet, dessen Milchanlieferung um -4,6 % zurückgeht.
Der Produktionsschwung, der zurzeit in der europäischen Milchwirtschaft steckt, dürfte vorerst nicht zu bremsen sein. Allerdings steigt die Milcherzeugung nicht mehr als Folge steigender Kuhbestände, wie das noch im zurückliegenden Jahr der Fall war, sondern durch kontinuierliche Steigerung der Milchleistung je Kuh und Jahr. Günstige Grund- und Kraftfutterversorgung unterstützen diese Entwicklung. Die drohenden Strafabgaben stellen nur in den wenigen 6 Ländern eine denkbare Bremse dar, in denen die Milchquote überliefert wird. Das wirkt sich nur für den kleineren Teil der Mitgliedstaaten und der Milchmenge aus. Die politische Diskussion über die tatsächliche Umsetzung der Überlieferungsabgabe tut ein weiteres dazu, die Ernsthaftigkeit der Strafzahlungen in Frage zu stellen.
Die steigende Milchanlieferung wird zu hohen Anteilen zum lagerfähigen und günstig transportfähigen Milchpulver verarbeitet, denn die Verbrauchsmöglichkeiten für Milchfrischprodukte sind begrenzt. Der früher starke Absatzkanal über Käse und Butter ist aufgrund der russischen Importsperre wenig erfolgversprechend.
Die jüngeren Entwicklungen der Milcherzeugung auf der Nordhalbkugel deuten auf einen Rückgang hin. Allerdings ist diese Verringerung saisonal üblich. Erst wenn die Milchanlieferungen überdurchschnittlich abnehmen würden, könnte von einer konjunkturellen Trendwende die Rede sein. Davon ist zuzeit aber noch wenig zu erkennen.
Die starke Produktionssteigerung überfordert die Verbrauchsentwicklung mit der Folge, dass weltweit die Preise schon gefallen sind und wenig Neigung erkennen lassen, vorerst wieder anzusteigen. Dazu bedarf es deutlicher Signale von der Angebots- wie Nachfrageseite.