Globale Milchanlieferung und EU-Milchpreise im zeitversetzten Zusammenhang Die EU-Milchpreise stehen in einem engen Zusammenhang mit den Verhältnissen auf dem Weltmilchmarkt. Das ist nicht verwunderlich, denn die EU gehört zu den weltgrößten Milcherzeugern und steht direkt nach Neuseeland an zweiter Stelle der Exporteure von Milchprodukten. Allerdings erfolgt die Verbindung zwischen der globalen Entwicklung der Milchanlieferung und den EU-Milchpreisen nicht direkt, sondern im Regelfall um rd. ein halbes Jahr zeitversetzt. Auf dem Weltmarkt werden überwiegend haltbare Milchprodukte gehandelt und kaum Frischmilch. So ist zu beobachten, dass das Milchpreishoch im Wirtschaftsjahr 2013/14 mit fast 0,40 €/kg zu einem starken Anstieg der globalen Milcherzeugung in der Folgezeit 2014 beigetragen hat. Der größte Teil der Produktionssteigerung entfällt auf die EU. Andere Erzeugungsgebiete wie Neuseeland und die USA waren ebenfalls mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten beteiligt. Der nachfolgende Preiseinbruch ab Ende 2014 bis Frühsommer 2016 ist von der Angebots- und Nachfrageseite her bedingt. Mitten in das vom Angebotshoch der Jahre 2014 und 2015 kamen das Importverbot Russlands und eine Halbierung der China-Importe im Vergleich zu den Vorjahren. Die mit kurzer Unterbrechung anhaltenden hohen Anlieferungsmengen in Verbindung mit der reduzierten Nachfrage führten zu einem kräftigen Preisdruck, der die EU-Milchpreise im Frühsommer 2016 auf den tiefsten Stand unterhalb der 26 ct/kg Marke drückte. Die Aufgabe der EU-Milchquote hatte einen begrenzten Anteil an dieser Entwicklung. Die gefallenen Milchpreise haben spätestens seit Mitte 2016 dazu beigetragen, dass die Milchanlieferungen wieder deutlich unter die Vorjahreslinie gefallen sind. Dabei kommt der EU als weltgrößtem Erzeuger eine zentrale Bedeutung zu, Aber auch der weltgrößte Exporteur Neuseeland sowie weitere Milcherzeugungsländer haben zu einem Rückgang der Milchproduktion beigetragen. Lediglich die USA bleiben aufgrund ihrer Butter- und Käseknappheit über der Vorjahreslinie. Der weltweite Produktionsrückgang hat in Verbindung mit einem leicht verbesserten Exportabsatz in Richtung China und den nordafrikanischen Ländern und des Nahen Ostens wieder zu eine deutlichen Anstieg der Milchpreise im 2. Halbjahr 2016 bis auf ein mehrjährigen Durchschnittsniveau von knapp 0,34 €/kg geführt. Für den weiteren Verlauf im 1. Halbjahr 2017 geht man von saisonal bedingt unterdurchschnittlichen Anlieferungsmengen aus. Die Milchpreise können sich weiter befestigen, möglicherweise auch noch begrenzt zunehmen. Im Frühsommer 2017 tritt auf der Nordhalbkugel das saisonal übliche Angebotshoch in den Monaten Mai/Juni ein und im Okt erwartet man auf der Südhalbkugel wieder die Spitze der Anlieferungsmenge. Inwieweit die Preise unter Druck geraten, wird wesentlich vom Ausmaß der Produktionszunahmen und von der globalen Nachfrageseite her mitgeprägt werden. Während die Butterpreise bereits wieder Höchstkurse im Vergleich zu früheren Jahren erreicht haben, bleiben die Magermilchpulver-Notierungen weiter im unteren Viertel der mehrjährigen Preisskala. Die ausschlaggebende Ursache sind die hohen MMP-Vorräte der EU.