Globaler Milchmarkt weiter im Ungleichgewicht - Hoffnungsschimmer Chinas Einfuhren
Die seit fast 2 Jahren laufende Milchpreismisere wurde bei steigendem Milchangebot ausgelöst durch die Importsperre Russlands und die Halbierung der Einfuhren Chinas.
Russland bleibt weiterhin aufgrund begrenzter Kaufkraft weit hinter dem Einfuhrverhalten früherer Jahre zurück. Die Hoffnungen auf eine Rückkehr zu alten Verhältnissen sind gering.
Umso größer sind die Erwartungen, die sich auf Chinas Importverhalten richten. In den zurückliegenden Jahren vor 2014 stiegen die chinesischen Einfuhren mit jährlichen Zuwachsraten von 20 bis 50 % je nach Produkt. Dieses Verhalten brach jedoch noch im Laufe des Jahres 2014 auf die Hälfte zusammen und setzte sich im Jahre 2015 weitgehend so fort.
Mit Beginn des Jahres 2016 ist wieder eine beachtliche Steigerung der China-Importe in Höhe von 39 % im Vierteljahresvergleich festzustellen, die allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehen. Die hohen Zuwachsraten werden in 1. Linie im Vollmilchpulversektor und bei den Mischprodukten erreicht. Auch im Bereich der Kindernahrung sind Importzunahmen zu beobachten.
Angesichts der Verbesserung der chinesischen Wirtschaft besteht die Hoffnung, dass sich die bisherige Entwicklung des ersten Vierteljahres weiter fortsetzt.
Auf der Nachfrageseite kommt also wieder Schwung in den Markt. Allerdings fehlt auf der Angebotsseite noch eine ausreichend bremsende Kraft der niedrigen Milchpreise. Das typische inverse Angebotsverhalten hat zurzeit noch die Oberhand. In führenden Milcherzeugungsgebieten steigt trotz niedriger und fallender Preise die Milcherzeugung in den ersten Monaten des Jahres 2016 immer noch an.
Aktuell wird das Milchmarktgeschehen einerseits durch eine saisonal fallende Erzeugung auf der Südhalbkugel bzw. durch Wetterunbilden in Argentinien geprägt, andererseits erreicht die Milchproduktion auf der Nordhalbkugel in den Monaten Mai/Juni ihren jahreszeitlichen Höhepunkt. Die Steigerungsmengen im Norden sind etwas größer als die Verringerung im Süden.
Das Sorgenkind bleibt MMP, das auf Weltebene in überreichlichem Maße vorhanden ist. In den staatlichen Interventionslägern der EU stapeln sich mittlerweile rd. 170.000 t, die zum garantierten Mindestpreis aufgekauft worden sind. Vorsorglich hat die EU-Kommission die vorläufige Höchstmenge der Intervention auf 219.000 t aufgestockt. Bei den übrigen Milchprodukten wird die private Lagerhaltung in Anspruch genommen.
Solange die Vorratsbestände eher auf- als abgebaut werden, ist von einer grundlegenden Marktentlastung mit nennenswerten Preissteigerungen nicht auszugehen.