Warten auf China’s Erholung der Importe an Milchprodukten
Die mittlerweile rd. 1 Jahr dauernde Talfahrt der Milchpreise in allen Erzeugungsregionen der Welt hatte einerseits seine Ursache in der starken Angebotsausdehnung im Wirtschaftsjahr 2013/14. Auf der Nachfrageseite machte sich jedoch auch der Ausfall Russischer Importe und die Zurückhaltung Chinas bemerkbar.
Mittlerweile ist das konjunkturelle Produktionswachstum weltweit auf fast Null heruntergefahren worden. Über dem Durchschnitt der Vorjahre produzieren nur noch die USA aufgrund ihrer witterungsbedingt günstigen Grundfutterversorgung, die so günstig wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gewesen sind.
Der jüngste verhaltene Wiederanstieg der Milcherzeugung ist überwiegend auf die saisonalen Anlieferungszunahmen in der Weideauftriebsphase auf der Nordhalbkugel zu verdanken.
Auf der Nachfrageseite ist jedoch noch keine grundlegende Änderung des Einkaufsverhaltens der beiden wichtigsten Importländer Russland und China festzustellen.
Die russische Importsperre wurde erst jüngst verlängert. Die Käseimporte Russlands liegen seit Beginn des Jahres 2015 um 62 % hinter dem Vorjahr zurück. Statt durchschnittlich 30.000 t je Monat werden jetzt nur noch 10.000 t eingeführt. Davon wird insbesondere die EU am stärksten betroffen.
Die Buttereinfuhren Russlands hinken zwar auch um rd. 8.000 t bzw. 64 % hinter dem Vorjahr hinterher, aber im März und April waren leichte Steigerungstendenzen erkennbar.
Die russischen Magermilchpulvereinfuhren sind von untergeordneter Bedeutung. Man wird davon ausgehen müssen, dass Russland auf absehbare sowohl aus politischen wie finanziellen Gründen das Importvolumen früherer Jahre nicht wiederherstellen wird.
Das Importvolumen Chinas ist von wesentlich größerer Bedeutung. In den ersten 5 Monaten des Jahres 2015 wurden anstelle von rd. 100.000 t Vollmilchpulver nur rd. 40.000 t je Monat importiert. Bei Magermilchpulver fehlen rd. 31 % bzw. 15.000 t je Monat. Die chinesischen Buttereinfuhren sind um 40 % in den Monaten Jan bis Mai 2015 gefallen.
In allen Sparten ist zwar eine Stabilisierungstendenz erkennbar, aber die Mengen bleiben vorerst auf dem niedrigen Niveau stehen. Damit bleibt die Nachfrage gegenüber dem Angebot im Vergleich zu früheren Jahren zu niedrig, um einen wirksamen Preisauftrieb zu gewährleisten. Es bleibt ein Staatsgeheimnis, wie groß die chinesischen Vorräte noch sind, bevor mit größeren Nachkäufen die Reservebestände wieder aufgefüllt werden müssen.
Die Hoffnung auf Preisbesserung könnte in der Kombination eines saisonalen Produktionsabschwunges mit Ausnahme des Monats Oktober 2015 und steigender China-Importe bestehen. Im Okt. erreicht Neuseeland regelmäßig den Höhepunkt seiner Milchanlieferung. Allerdings ist in diesem Jahr aufgrund geringerer Kuhzahlen, extrem niedriger Milchpreise und des EL Niño-Wetterphänomens mit einer geringeren Zunahme der Milchanlieferung in Neuseeland zu rechnen.