Milchpreise steigen infolge weltweiter Reduzierung der Milcherzeugung und spürbaren Nachfragezuwachs
Der seit 2014 unaufhörliche Rückgang der Milchpreise ist bis auf einige Zwischenstopps erst im Verlaufe des Jahres 2016 in eine stabile Aufwärtsbewegung umgeschlagen.
Gleich mehrere Faktoren waren an dem jahrelangen Kursrückgang beteiligt. Es begann zunächst im Frühjahr 2014 mit dem Importstopp Russlands, der insbesondere den einfuhrstarken Käsesektor betraf. Im Verlaufe des Jahres 2014 reduzierte China aufgrund finanzieller Engpässe und angehäufter Milchpulvervorräte seine Milchprodukteinfuhren auf die Hälfte. Gleichzeitig erreichte die weltweite Milcherzeugung in den führenden Exportnationen ihren Höhepunkt.
Zunächst bremste die EU-Milchkontingentierung Anfang 2015 die Milchanlieferung noch aus, aber die eingeleiteten Wachstumsschritte führten im Verlauf des Jahres 2015 trotz der gefallenen Milchpreise zu höheren Produktionsmengen als im Vorjahr. Daran waren in erster Linie die EU und an zweiter Stelle die USA beteiligt.
Mit dem weiteren Rückgang der Milchpreise im 1. Halbjahr 2016 wurden nach Überwindung der saisonalen Anlieferungshöhepunkte ausreichende Mengenrücknahmen ausgelöst. Gleichzeitig zog die Nachfrage wieder stärker an. Insbesondere im Buttersektor wurden im Herbst 2016 wieder Spitzenpreise im internationalen Handel erzielt. Die übrigen Produkte bis auf MMP überschritten mindestens die mehrjährigen Durchschnittspreise.
Im internationalen Vergleich sind die EU-Preise noch hinter den Ergebnissen aus anderen Ländern zurückgeblieben. So liegen z.B. die Milchpreise in den USA, in Neuseeland und Australien höher als in der EU. Die Ursache liefern die aufgebauten Vorratsbestände in den öffentlichen und privaten EU-Lägern, die preisschonend langsam abgebaut werden müssen.
Der Rückgang der Produktionskapazitäten in Neuseeland und Australien als weltweit führende Exportregion ist so gravierend, dass auf absehbarer Zeit nicht mit einer Rückkehr zum alten Erzeugungspotenzial gerechnet werden kann. Auch in der EU bleiben die Anlieferungsmengen deutlich hinter dem Vorjahreswerten zurück.
Allein die USA liegen mit anhaltend hohen Milchmengen noch über Vorjahresniveau. Hintergrund waren die monatelang hohen Butterpreise, die sich teilweise 50 bis 70 % über dem internationalen Niveau bewegt haben. In jüngster Zeit haben sich die internationalen Butterpreise wieder angeglichen und die US-Milchpreise haben spürbar nachgegeben. Der Produktionsanstieg in den USA fällt in jüngster Zeit deutlich geringer aus.
Für das Jahr 2017 ist bei langsam, aber stetig steigender weltweiter Nachfrage wieder mit knapperen Versorgungslagen zu rechnen, die die Milchpreise weiter nach oben treiben. Dabei wird China eine entscheidende Rolle spielen. Im Reich der Mitte geht die Milcherzeugung wieder zurück, während die Nachfrage nach Milchprodukten landsam aber stetig steigt. Zunehmende Importe sind vorprogrammiert. Das betrifft vor allem den Vollmilchpulversektor, aber auch den Bereich Butter und Käse.
Es wäre jedoch vermessen anzunehmen, dass die boomartigen Entwicklungen der Jahre vor 2014 mit hohen zweistelligen Zuwachsraten bevorstehen. Ein solider Milchpreisaufstieg 2017 ist aus den vorliegenden Informationen gut begründbar.