Die an Erzeuger gezahlten Milchpreise setzen den im Frühjahr schon entgegen der normalen saisonalen Entwicklung im Frühjahr gestarteten Anstieg weiter fort, indem sie - ebenfalls anders als saisonüblich - rasch weiter steigen. Einer ersten Einschätzung der AMI zufolge wurden für die im Juli an Molkereien gelieferte Milch bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß im Bundesmittel 37,5Ct/kg gezahlt, das war 1.0Ct mehr als für Juni-Lieferungen und 8,2Ct mehr als einJahr zuvor. Noch höhere Preise waren in den vergangenen Jahren lediglich in der Zeit von September 2007 bis Januar 2008 erzielt worden.
Der neuerliche über das saisonübliche Maß hinaus gehende Anstieg setzt sich weiter fort, so dass auch für August und die Folgemonate mit weiteren Erhöhungen gerechnet werden kann. Damit folgen die Milchpreise dem vom IFE-institut errechneten Kieler Rohstoffwert weiter auf dem Weg nach oben. Dieser war im August auf 44,9Ct/kg geklettert. Die zeitliche Verzögerung gegenüber diesem Indikator erklärt sich aus längeren Kontraktlaufzeiten, die vor allem bei den Artikeln für den Lebensmitteleinzelhandel wie kleinverpackter Butter, Käse, Konsummilch und Milchfrischprodukten, aber nicht nur bei diesen, von Bedeutung sind. Doch dürften bis zum Spätherbst die Auszahlungspreise ebenfalls die 40Ct-Hürde nehmen. In vollem Umfang werden die Auszahlungspreise dem Rohmilchwert voraussichtlich nicht folgen, doch dürfte die Differenz in dieser Hochpreiszyklusphase niedriger ausfallen als 2007. Denn in diesem Jahr ist es frühzeitig gelungen, die Abnehmer von kleinverpackter Butter, Käse, Konsummilch und Frischprodukten von höheren Preisen zu überzeugen. Gleichwohl liegen inzwischen die Erlöse dieser Artikel wieder unter denen für die Industrieerzeugnisse aus Milch, nachdem diese weiter angezogen haben, wie anhand des Rohstoffwertes zu sehen ist. Um weitere Preiserhöhungen wird man daher nicht herum kommen. Doch dürfte die Preispolitik jetzt von mehr Vorsicht auf allen Seiten gekennzeichnet sein. Denn dass Verbraucher schon mal mit Kaufzurückhaltung reagieren, ist schließlich keine neue Erfahrung. Außerdem hat sich das Konsumklima inzwischen auch in Deutschland etwas abgekühlt. In der Diskussion um die sich beschleunigende Verteuerung der Lebenshaltung sind neben Energie auch die Lebensmittel, darunter auch Butter und Milch in den Fokus geraten. Ob daher die bei den weiteren Preisanpassungen für Einzelhandelsartikel im Milchbereich in vollem Umfang nachvollzogen wird, was jetzt bei loser Butter und Magermilchpulver eingetreten ist, bleibt daher abzuwarten. Ebenso bleibt abzuwarten, ob die Milchauszahlungspreise den heftigen Preisausschlägen nach oben folgen. In den vergangenen jahren haben sie nie die vom Rohmilchwert angezeigten Preishöhen und Preistiefs im vollen Umfang mitgemacht.