Niedrige EU-Milchpreise führen mit zeitlicher Verzögerung zum Erzeugungsrückgang.
Die im Jahre 2016 fortgesetzt niedrigen Milchpreise haben im Durchschnitt der ersten 8 Monate des Jahres noch keine Produktionssenkung in der EU bewirkt. Die Gesamterzeugung liegt von Jan bis Aug.-2016 um 2 % über dem Vorjahresniveau. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in den ersten Monaten des Jahres 2015 die Quotenregelung eine deutliche Bremswirkung hinterlassen hat. Nach dem Quotenende stieg die EU-Milcherzeugung auch in den 6 Ländern deutlich an, die am oberen Limit der zulässigen Kontingentsmengen gestanden haben. In den übrigen Staaten wurde preisbedingt bereits vorher die Quote besser ausgeschöpft, ohne sie jedoch zu überschreiten.
Der aktuelle Vergleich zur Zeitspanne April bis Aug. 2015 ist unbeeinflusst vom Quoteneffekt. Dabei stellt sich heraus, dass in der EU aufgrund der niedrigen Preise die Milcherzeugungsmengen deutlich zurückgenommen worden sind. Aber die Entwicklungen verlaufen in den einzelnen Mitgliedstaaten höchst unterschiedlich.
In Schweden, Großbritannien, Frankreich und Portugal sowie einigen kleineren südosteuropäischen Ländern wurde die bereits eingeleitete Reduzierung der Milcherzeugung auf 1 bis 6,2 % verschärft. Der absolut größte Rückgang mit 5,9 % ist in Großbritannien zu beobachten. Hintergrund sind die besonders niedrigen britischen Milchpreise.
Eine Reihe weiterer Länder sind von der Erzeugungssteigerung umgeschwenkt in einen Erzeugungsrückgang jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dazu gehören vor allem Deutschland, Polen, Italien und einige kleinere südosteuropäische Länder.
Nach wie vor auf Wachstumskurs mit kleineren Steigerungsraten sind Irland, Niederlande, Rumänien und Bulgarien sowie Griechenland. Irland besitzt aufgrund der Weidehaltung enorme Kostenvorteile, die während der Quotenregelung nicht ausgeschöpft worden sind. Auch in Holland tragen das hohe produktionstechnische Niveau und die traditionell starke Exportorientierung zum fortgesetzten Erzeugungssteigerung bei. In Rumänien und Bulgarien ist es das niedrige Ausgangsniveau sowie eine zunehmende Anlieferungsquote, die die Milcherzeugung vorantreibt.
Aufgrund des Rückganges in den bedeutenden Erzeugungsgebieten dominiert in der EU der Senkungseffekt. Möglicherweise spielen noch jahresspezifische Witterungsentwicklungen eine Rolle, die die Futterverfügbarkeit gerade in den nordeuropäischen Ländern beeinträchtigt haben.