USDA: Weltmilcherzeugung 2016 steigt +1,55 %, nur halb so hoch wie 2014
Die Kuhmilcherzeugung in den bedeutendsten Ländern der Welt soll im Jahre 2016 fast genau so stark zunehmen wie im abgelaufenen Jahr 2015. Im Vergleich zu 2014 fallen die Zunahmen jedoch auf mehr als die Hälfte zurück.
Den größten Zuwachs an Milcherzeugung erwartet man wie auch schon in den Vorjahren in Indien. Allerdings ist das Land im Wesentlichen ein Selbstversorger, so dass die Mehrerzeugung kaum nennenswerte internationale Marktwirkung mit Ausnahme von Magermilchpulverexporten erzielt.
Chinas Steigerungsrate von 2 % bewegt sich im üblichen Rahmen. Sie trägt dazu bei, dass der chinesische Importbedarf nicht mehr die hohen Steigerungsraten der Vergangenheit erreicht. Gemessen am großen Bedarf der Bevölkerung fällt die Zunahme der chinesischen Eigenversorgung jedoch vergleichsweise gering aus. Für chinesische Verhältnisse sind die derezeitigen Milchpeise jedoch zu gering, um stärker zu investieren.
Um knapp 2 % soll die US-Milcherzeugung zum Vorjahr zunehmen. Allerdings sehen die aktuellen monatlichen Entwicklungen mit einem Null-Wachstum nicht danach aus. Außerdem fallen die US-Preise der beiden wichtigsten Einflussfaktoren Butter und Käse, die zeitweise doppelt so hoch waren wie die internationalen Kurse.
Im weltgrößten Erzeugungsgebiet EU-28 schätzt man eine Zunahme von 0,6 %. Auch hier gilt die gegenläufige Feststellung, dass die jüngsten Monate eher eine konjunkturell höhere Gangart vorgelegt hat. Allerdings steht im 1. Quartal 2016 ein saisonaler Abschwung bevor, der möglicherweise höher ausfallen könnte als in den Vorjahren. Insbesondere die bisher noch überdurchschnittlich wachsende Erzeugung auf Grünlandstandort wie z.B. in Irland mit + 10 % könnte eine bremsende Wirkung auslösen.
Trotz unzureichender Importmöglichkeiten schafft es Russland nicht, seine Milcherzeugung auszudehnen. Dabei handelt es sich in 1. Linie um ein Strukturproblem, denn rd. 50 % der Erzeugung findet im Rahmen der Hinterhofwirtschaft statt. Industrielle Milchverarbeitung und entsprechende Logistik ist noch wenig verbreitet. Außerdem investiert man möglichst in Agrarbereiche mit kurzer Kapitalrückflussdauer; dazu gehört die Milchwirtschaft nicht. Die bisherigen staatlichen Fördermaßnahmen haben bisher noch wenig Wirkung erzielt.
Russische Ersatzbeschaffungen außerhalb der gesperrten Lieferländer scheitern häufig an der energiepreisbedingten schwachen Kaufkraft und dem entwerteten Rubelkurs.
Für die Einschätzung der Preisentwicklung kommt es vorrangig darauf an, welche Entwicklungen in den führenden Ex- und Importländern stattfinden. Dazu gehört an 1. Stelle Neuseeland, dessen Erzeugung und Export für 2016 um rd. 3 % niedriger eingestuft wird. Auf der Importseite steht an führender Stelle China, dessen Milchpulvereinfuhren zwischen 5 bis 15 % steigen sollen.
Für einen Ausgleich könnten die EU und die USA beitragen, die beide von steigenden Ausfuhrzahlen ausgehen. In den USA spielt Vollmilchpulver (VPMP) kaum eine nennenswerte Rolle. In den Fällen von Butter und Käse sind die Amerikaner Nettoimporteure. In der EU hat VMP eine halb so große Bedeutung wie Magermilchpulver. Butter- und Käseausfuhren gewinnen einen immer höheren Stellenwert. Die erwarteten Steigerungsraten halten sich aber für 2016 in Grenzen.
Eine weltweit gedrosselte Steigerung der Milcherzeugung und erkennbare Anzeichen steigenden Importbedarfs könnten für eine leichte Anhebung der Milchpreise sorgen. Dabei sind jedoch die saisonal schwachen Entwicklungsverläufe insbesondere in den Sommermonaten zu berücksichtigen.