Globale Milchangebotszunahme: zyklische und saisonale Einflüsse .
Die monatlichen Veränderungen der Milchangebote in führenden Exportländern der Welt zeigen auf deutlich geringere Zuwachsraten hin. Diese Entwicklung wurde bereits Mitte des Jahres 2014 eingeleitet und erreichte einen ersten Tiefpunkt in den Anfangsmonaten 2015.
Danach setzte sich der saisonale Frühsommereffekt („Weideaustriebseffekt“) durch, der aber mit den Spätsommerterminen wieder an Wirkung verliert.
Neben den jahreszeittypischen Effekten wird die Gesamtentwicklung wesentlich durch den Milchpreisverlauf gesteuert. Der Preisabsturz Mitte des Jahres 2014 war eine Folge hoher Angebotssteigerungen, ausgelöst durch ein vorangegangenes Hochpreisniveau, und eines drastischen Nachfragerückganges aufgrund der Importsperre Russlands und nachlassender Einfuhren Chinas.
Die eingeleitete Produktionsausdehnung konnte nicht im gleichen Maße mit dem Nachfragerückgang zurückgedreht werden, sondern behielt ihren Schwung bis Ende 2014. An der Entwicklung sind maßgeblich die EU-28 mit den höchsten Steigerungsraten zwischen 2 % und 3 %, die USA und Neuseeland mit Zunahmen bis zu je 2 % beteiligt.
Niedrige Milchpreise und die Quotenregelung in der EU haben in den Anfangsmonaten des Jahre 2015 die Angebotsentwicklung gedrosselt. Während in der EU und Neuseeland bereits negative Wachstumsraten zu beobachten waren, hielt die US-Milcherzeugung mit gleichbleibenden Steigerungsraten durch. Hintergrund sind die überdurchschnittlichen US-Erlöse bei Butter und Käse, die weit über den internationalen Kursen notieren.
Mit dem EU-Quotenende und der saisonalen Frühsommerausdehnung stieg die EU- Erzeugung kräftig, während in Neuseeland die Produktion bis Anfang Juli gegen Null strebt. Die Zunahmen in den USA wurden auf ein geringes Maß gedrosselt.
Für die weitere Entwicklung ist mit dem üblichen herbstlichen Angebotsrückgang auf der Nordhalbkugel zu rechnen. Auf der Südhalbkugel erreicht die Milchanlieferung regelmäßig im Oktober den Höhepunkt. In Neuseeland steigt üblicherweise die Milchmenge von fast Null auf rd. 3 Mio. t je Monat. Neuseeländische Milchpreise von umgerechnet 22 ct/kg und Kuhabschlachtungen mit 20 % über Vorjahresniveau lassen eine weniger große Milchanlieferung im größten Exportgebiet der Welt erwarten. Im Hintergrund droht noch Trockenheit durch das El Niño-Wetterphänomen in der Zeitspanne um den Jahreswechsel bis März 2016.
Die hohen Preissteigerungen von fast 60 % auf den Global-Dairy-Trade-Auktionen in den letzten 2 Monaten haben die Erwartungen um ein deutlich geringer werdendes Angebot teilweise schon vorweggenommen.
Für die Milchauszahlungspreise in der EU sehen die Perspektiven zwar nicht mehr so düster aus. Aber solange sich in den staatlichen und privaten Vorratslägern die Magermilch- und Butterbestände noch anhäufen, wird der Preisauftrieb hierzulande nur in gemäßigten Bahnen verlaufen.