Die Milchanlieferungen in Deutschland sinken weiter und nähern sich ihrem saisonalen Tiefpunkt. Gegenüber der Vorwoche wurde in der 41. Kalenderwoche nochmals rund 0,2 % weniger Rohmilch angedient, gegenüber dem Vorjahr besteht für diese Woche jedoch ein Vorsprung von 0,3%. In den ersten 41. Kalenderwochen wurden rund 2 Prozent mehr milch angeliefert als im selben Zeitraum des Vorjahres. Wegen der rückläufigen Milchanlieferungen nimmt auch das Angebot an Industrierahm und an Magermilchkonzentrat ab. Insbesondere für Rahm ist die Nachfrage sehr dynamisch, die Preise tendieren marginal höher. Am Spotmarkt konnten gegenüber der Vorwoche rund 5 Cent mehr erzielt werden, im Bundesmittel notiert Spotmarktmilch mit 42,6 Cent/kg. Ähnliche Tendenzen werden auch aus Italien gemeldet wohingegen die niederländischen Spotmarktpreise gefallen sind.
Formbutter präsentiert sich auch in dieser Woche lebhaft. Die Hersteller sind mit den Abrufen insgesamt zufrieden. Der Handel ruft bereits im Vorgriff auf das Weihnachtsgeschäft höhere Mengen ab, nach wie vor wird mehr Butter gehandelt als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Die Notierungen bleiben dabei auf dem erhöhten Niveau stabil. Für Gespräche über neue Kontrakte im November gehen die Molkereien wegen der höheren Industrierahmpreise mit gestiegenen Forderungen in die Verhandlungen. Blockbutter wird hingegen eher in ruhigeren Bahnen gehandelt. Gespräche und Neuabschlüsse beziehen sich zumeist auf Lieferungen im neuen Jahr. Kurzfristige Bedarfe werden aus Beständen bedient, die Produktion selbst ist wegen der hohen Rahmpreise zuletzt eingeschränkt worden. Die Notierung in Kempten konnte gestern zulegen und auch an der EEX zeigen sich auf Wochensicht festere Butterkurse. Die Settlementkurse lagen ab dem Liefermonat November über dem aktuellen Kassamarktniveau.
Unverändert präsentiert sich der Teilmarkt Käse. Die Abrufe beim Schnittkäse sind weiterhin auf hohem Niveau, die Mozzarella-Abrufe haben sich leicht rückläufig entwickelt. Wegen der Feiertage in der kommenden Woche zeigen sich aus dem Bereich des Handels nochmals etwas höhere Bestellungen. Industrie und Gastronomie bewegen sich mit ihrer Nachfrage auf saisonübliches Niveau. Die Reifeläger bleiben jung und unterdurchschnittlich. Aufgrund der rückläufigen Milchmenge ist die Produktion weiterhin rückläufig, die Nachfrage bleibt aber unverändert hoch, so dass sich an Alter und Struktur der Bestände erst einmal nichts ändern dürfte. Die Notierung in Hannover legte für Blockware erneut um 5 Cent auf 3,70-3,90 Euro/t zu, die Brotwarenpreise blieben unverändert.
Vermehrt gehen in dieser Woche wieder Nachfragen nach Magermilchpulver in Lebensmittelqualität bei den Herstellern ein. Diese äußerten sich bei den kurzfristigen Lieferterminen in festeren Preisen. Die Notierung in Kempten wurde sehr deutlich am unteren Ende um 120 Euro und am oberen Ende um 90 Euro/t angehoben und liegt damit nun bei 2.630-2.700 Euro/t. Verstärkt kommen auch Nachfrage aus Exportdestinationen bei den hiesigen Herstellern, die Lagerbestände konnten weiter abgebaut werden, die Produktion wurde wieder etwas hochgefahren. Nach wie vor zeigt sich das Chinageschäft enttäuschend. An der EEX zeigten sich zuletzt ebenfalls festere Preistendenzen. Die Settlementkurse an der EEX für die Liefertermine ab Dezember 2023 liegen derzeit über dem aktuellen Kassamarktniveau. Auch Futtermittelware wird wieder stärker nachgefragt. Die Notierungen legten auch hier zu, Hersteller von Kälberaufzuchtfutter deckten sich in Erwartung anziehender Preise verstärkt ein. Vollmilchpulver wird mengenmäßig auf Vorwochenniveau gehandelt, leicht festere Preistendenzen sind hier zu erkennen. Im internationalen Vergleich ist heimisches Vollmilchpulver aber weiterhin weit weg von einer echten Wettbewerbsfähigkeit. Das Interesse an Molkenpulver ist ebenfalls gestiegen, gleichzeitig reduziert sich die Verfügbarkeit weiter. Oftmals ist es für Molkereien attraktiver Molkenkonzentrat zu verarbeiten als die Waren in die Trocknungstürme zu lenken. Wie beim Magermilchpulver decken sich die Hersteller von Kälberaufzuchtfutter und Milchaustauscher verstärkt mit Futtermittelqualitäten ein. Während die Preise für Lebensmittelqualitäten unverändert zur Vorwoche fortgeschrieben wurden, konnten die Notierungen für Futtermittelqualitäten zulegen. An der EEX wurden zuletzt keine nennenswerten Kontrakte beim Molkenpulver gehandelt.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Milchmarkt befindet sich eindeutig in einem Aufwärtstrend. Die Lagerbestände vor allem bei Käse und zuletzt auch bei Magermilchpulver sind geringer, Molkenpulver wird reduziert produziert und die Milchanlieferungen zeigen sich noch mit einer rückläufigen Tendenz. Hersteller von Butter und Käse haben allen Grund mit höheren Preisforderungen in die neuen Verhandlungen zu gehen. Dies dürfte sich auch in wieder anziehenden Milchauszahlungspreisen der Molkereien widerspiegeln.