Die Bahnstreiks in Frankreich stören am Ende der laufenden Vermarktungsperiode die Getreideverladungen beim größten Produzenten der EU. Exporteure befürchten, dass verhinderte Verladungen nicht nachgeholt werden können, wenn der Bahnstreik anhält.
Gewerkschaften haben letzte Woche mit ab-und-zu-Streiks begonnen, um damit gegen die geplanten Reformen im staatlichen Bahnkonzern SNCF zu protestieren.
Die Bahn wird von der französischen Getreidewirtschaft sehr unterschiedlich in Anspruch genommen. Einige Firmen, wie die Ölsaatengruppe Avril sagt, dass der Bahntransport für sie eine untergeordnete Rolle spielt. Andere Firmen hingegen nutzen eigens dafür vorgehaltene Bahnstrecken und die Unterbrechungen führen zu einer verschärften Konkurrenz um LKW oder Frachtkähne.
Getreidehändler betonen, dass die Bahnstreiks die sich erholende Exportaktivität nach einer bisher schwachen Saison ausbremst, zumal die Schifffahrt auch nur bedingt entlastet, das die Flüsse Hochwasser führen oder in den Kanäle Wartungsarbeiten durchgeführt werden.
Das erhöht das Risiko für Schiffsverladungen in den Exporthäfen, möglicherweise werden deshalb die Exportaufträge an andere EU-Länder übertragen. Das Unternehmen Senalia, das zu 15-20 % auf Bahnfrachten angewiesen ist und nördlich des Getreidehotspots Rouen operiert, hatte seit der vergangenen Woche nur die Hälfte der bestellten Waggons zur Verfügung. Die Firma hat aber noch Vorräte in den Silos im Hafen, um damit den Verlust auszugleichen. Den Rest versucht man durch LKW oder Binnenschiffen zu kompensieren.
In Hafen von Dünkirchen greift der Silobetreiber Nord Cereales ebenfalls auf LKW und Schuten zurück und versucht damit die 120.000 Tonnen Gerste für den Export von zwei Schiffen, die Ende April auf den Weg nach Saudi-Arabien gebracht werden sollen, zusammen zu bekommen.
Soufflet, einer der größten französischen Getreidehändler und –Exporteure, sagte dass man in der ersten April-Woche nur einen von vier Ganzzügen gestellt bekommen hat.
Unternehmen, die in Frankreich Getreide verarbeiten, waren ebenfalls betroffen. In der Bretagne, hängt die Versorgung der dortigen Futtermittelhersteller besonders stark vom Bahntransport ab. Die Prämien für prompte Getreidelieferungen stiegen aber nicht nur dort.
Am stärksten sind wohl die Stärkefabriken betroffen. Das Unternehmen Tereos spricht von einer zusätzlichen Frachtkostenbelastung in Höhe von 1 Mio. Euro pro Monat, da 200.000 LKW die fehlenden Waggons ersetzen müssen. Der Zuckerhandel des Unternehmens war allerdings gar nicht betroffen.
Französische Stärkeproduzenten, die Weizen und Mais verarbeiten, beziehen die Hälfte ihrer Rohstoffe per Bahn. Da die Fabriken im 24-Stunden-Betrieb arbeiten, könnten ab Mitte Mai einige Werke wegen Rohstoffmangel geschlossen werden.
Text: HANSA Terminhandel GmbH /