Die CME-Gruppe steht vor einer schweren Aufgabe, wenn sie den europäischen Getreidehandel von den Futures mit dem Lieferprocedere der CME überzeugen will. Es haben sich jetzt aber große französische Getreidehändler zur Zusammenarbeit mit der U.S.-Börse bekannt und fordern damit die etablierte Euronext zum Wettbewerb auf. Einige Händler meinen, dass es in Europa nur Platz für einen Weizenfuture gibt.
CME, die Trägergesellschaft der Chicago Board of Trade (CBoT), deren Kurse Leitpreise für den Weltmarkt darstellen, will am 12. September Futures und Optionen auf EU-Weizen anbieten und damit in der größten Weizenanbauregion der Welt Fuß fassen.
Händler wissen, dass der Durchbruch damit Zeit fordert und dass neue Derivate erst Liquidität aufbauen müssen. Daran war bereits der CME-Future für Schwarzmeer-Weizen gescheitert und kürzlich auch der Milling-Wheat Nr. 3 an der Euronext. Diese Newcomer stecken schnell in dem schier unüberwindlichen Dilemma, dass alle Marktbeteiligte darauf warten, dass Liquidität von den anderen gemacht wird. Außerdem hängen sie mit ihren Forwardverträgen über längere Zeit noch in dem Preisfindungsmechanismus der Euronext.
Das U.S.-Modell für die physische Lieferung zur Erfüllung von Terminkontrakten unterscheidet sich maßgeblich von dem der Euronext. Die CME – Futures können an einer Vielzahl von Lieferorten erfüllt werden. Auch das könnte zu Beginn des Handels mit EU-CME-Weizen zu einer Herausforderung werden.
Die relativ niedrigen Qualitätsanforderungen des CME-EU-Weizens (10,5 % Protein und 170 Fallzahl) haben die Marktteilnehmer – speziell Deutsche Händler - enttäuscht, die nach dem Qualitätskritischen Jahr 2014 klare Mahlweizen-Standards forderten.
Die CME hat aber das Interesse von anderen einflussreichen Marktteilnehmern gewonnen. Zum einen schätzen internationale Handelshäuser den Vorteil, dass bei der CME mit einem EU-Weizenfuture alle Weizenfutures auf Globex in einem Handelssystem vereint sind, was dazu führt, dass beim arbitrieren Margin-Vergünstigungen zum Tragen kommen.
Darüber hinaus konnte die CME die größten französischen Getreidehändler, inklusive der Sufflet-Gruppe, die Genossenschaften Axereal und Vivescia als Lieferorte autorisieren. Diese Marktteilnehmer hatten sich seit 20 Jahren bei der Euronext über die begrenzten Lagerkapazitäten zu der Andienung von Terminmarktweizen in den Hafenplätzen Rouen und Dünkirchen beschwert. Zudem haben die Euronext-Silobetreiber ihre eigenen Annahmebedingungen, die von der Börsenspezifikation abweichen. Das hatte in 2014 zu Beschwerden aus dem Markt geführt und könnte auch in diesem Jahr wieder für Unmut sorgen.
Einige Händler befürchten jetzt, dass die Hedging-Aktivitäten in Europa sich auf zwei Börsen aufteilen und in Zeiten von geringer Volatilität die Finanzinvestoren davon abhalten, an dem Handel teilzunehmen. Letztendlich glaubt eine Mehrzahl von Beobachtern, dass trotz der wachsenden Bedeutung Europas im Getreidemarkt, diese Region nur einen Weizenfuture verträgt.