Die Schwäche am globalen Milchmarkt ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2015 zu Ende, meinen Analysten. Eine Nachfrageschwäche der Chinesen hatte zu einer Übersättigung des Marktes geführt, sodass sich die Preise halbierten. China war einer der Marktplätze, an denen die Nachfrage am schnellsten wuchs. Aber der Konsum versiegte ebenso schnell wieder nachdem die Preise stark anstiegen, sodass die Lagerbestände an Milchpulver stiegen.
Bis sich die Aussichten verbessern, kann es noch ein halbes Jahr dauern, schätzt die Marktexpertin der Neuseeland Milchbörse Susan Kilsby. Aus China, der EU und den USA kommen jetzt die saisonüblichen Produktionssteigerungen an den Markt. Aufgrund der niedrigen Preise werden die Mengensteigerungen wohl so hoch ausfallen, dass die Preise unter Druck bleiben.
In China haben die großen Milchbauern ihre Betriebe modernisiert, während kleinere Betriebe wegen der schlechten Preise ihre Milchproduktion einstellen und ihre Kühe schlachten. Vielleicht wird China erst in der zweiten Hälft des Jahres wieder als Käufer am Weltmarkt auftreten, vielleicht auch erst im kommenden Jahr, meint ein RaboBank Analyst. Man kauft bevorzugt am heimischen Markt.
Der Preisverfall geht mit der Beendigung des Europäischen Milchquotensystems im April einher, die die Ausweitung der Produktionsmenge in der EU ermöglicht. Das Lebensmittelembargo Russlands für Agrarprodukte der EU beendete Ende 2013 den Höhenflug des Milchpreises. Russland war bis dahin mit einem Warenwert von fast einer Mrd. Euro der größte Absatzmarkt für Käse aus der EU. Es bestand eine sehr große Abhängigkeit von den Käseexporten, sagt der Direktor des französischen Beratungsunternehmens Agritel. Nordeuropa hat nun das größte Steigerungspotential in der weltweiten Milchproduktion; mehr als Neuseeland.
Der US-amerikanische Milcherzeuger fokussiert sich in erster Linie auf den heimischen Kundenkreis, was ihn lange vor internationalen Preisen schützte. Inzwischen ist der Weltmarkt aber wohl in allen Kuhställen der Welt angekommen. Vor einem halben Jahr waren nur Neuseelands Bauern international ausgerichtet. Nach dem scharfen Preisverfall auf der Welt fangen jetzt die Käufer in den USA an, ihre Butter und Magermilchvorräte aufzustocken, was die Preise stützt. Exporte bleiben aber eine große Herausforderung für US-Milchbauern, da die Preise über den Milchpreisen in Neuseeland liegen. Ein teurer US-Dollar gegenüber dem Euro oder dem Austral-Dollar schützen die Produzenten in Australien, dem viert-größten Exporteur der Welt und der Europäischen Union. Obwohl der Weltmarktpreis um 50 % verfiel, waren die Milchpreise in Australien nur um 12 % zurückgegangen.
Die große Volatilität der Milchpreise in den letzten 12 Monaten führt zu einer Nachfrage nach Finanzinstrumenten für die Preissicherung. Ende März will die Euronext in einem zweiten Anlauf Futures und Optionen für Magermilchpulver, Butter und Molkepulver einführen. Die Eurex in Frankfurt bietet Futures auf diese Produkte bereits seit einigen Jahren an. Diese Terminkontrakte werden im Mai von der EEX in Leipzig übernommen.