Weizenhändler und Branchenvertreter in Indien erwarten, dass der Subkontinent in den kommenden Monaten große Mengen Weizen am Weltmarkt kaufen wird. Das könnte die Weizenpreise aus ihrem 10-Jahres-Tief heben.
Die indische Weizenproduktion ist in den letzten zwei Jahren deutlich hinter ihrer Höchstmenge aus dem Jahr 2014 gesunken und hat dafür gesorgt, dass die Vorräte auf den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre gesunken sind und die Preise auf eine Rekord-Hoch getrieben wurden. Experten erwarten dort demnächst noch höhere Preise.
In dien hat in diesem Jahr bereits 600.000 Tonnen Weizen gekauft und damit mehr als in den letzten neun Jahren. Fachleute erwarten, dass die Regierung in Delhi bald die Importzölle in Höhe von 25 % abschaffen werden, damit die Importe billiger werden und kein Engpass im Land entsteht.
Die Versorgungssituation wird von der Mühlenindustrie im Land als sehr ernst beschrieben. Man fordert eine Revision der Importpolitik, um den Markt wieder ins Lot zu bringen. Im Inland gibt es so gut wie keine freien Offerten für die Mühlen. Die Mehlproduktion liegt derzeit weit unter der Menge, die die Regierung vorgibt.
Ein Weizenimport von Indien, das sowohl zweitgrößter Produzent als auch zweitgrößter Weizenkonsument der Welt ist, könnte die globalen Weizenpreise aus ihrer Depression holen, obwohl die weltweiten Weizenbestände auf die Rekordmenge von 252,8 Mio. Tonnen geschätzt werden. Es kommt nur selten vor, dass Indien Weizen im Ausland kauft. Im Jahr 2006 kaufte Indien zuletzt rund sieben Mio. Tonnen. Damals war die weltweite Produktion aber längst nicht so hoch wie jetzt. Der Weltmarktpreis stieg dann um 50 %, da Indien als Käufer auftrat. Indiens Versorgungsminister sagt jetzt aber, dass es keinen Grund zur Panik gibt. Er gibt zu verstehen, dass man die Lage im Griff habe und derzeit keine Versorgungsprobleme sehe. Allerdings ermuntere man die privaten Händler und Mühlen so viel Weizen wie möglich zu kaufen. Am Weltmarkt gibt es schließlich genug und es besteht auch noch die Möglichkeit, die Importzölle zu senken oder abzuschaffen.
Experten von Handel und Industrie erwarten, dass demnächst mindestens vier bis sechs Mio. Tonnen Weizen am Weltmarkt gekauft werden. Wie eng die Versorgung in Indien ist, zeigt, dass in der letzten Woche nur 500 Tonnen Mehl aus staatlichen Beständen freigegeben wurden, statt der üblichen 5.000 Tonnen. Erst nach Protesten wurde die Menge auf 2.000 Tonnen erhöht.
Im Juni stiegen die Weizenpreise in Indien auf ein Rekordhoch und der Spread zum Weltmarktpreis stieg auf ein Allzeithoch. Indiens Landwirtschaftsministerium schätzt die diesjährige Weizenernte auf 93,5 Mio. Tonnen (Vj.:86,53) der Handel geht allerdings von nur 84 Mio. Tonnen aus. Die staatlichen Reserven waren am 1. August in Indien bei 26,9 Mio. Tonnen mit stark sinkender Tendenz. Es werden derzeit pro Monat 2,5 bis 3 Mio. Tonnen abgerufen, sonst sind es 1,5 bis 2 Mio. Tonnen. Deshalb schätzt man den Endbestand im April auf nur noch 5 bis 6 Mio. Tonnen. Die Mindestreserve (am 1. April) wurde im Jahr 2010 auf 7,5 Mio. Tonnen festgelegt. Im Jahr 2016/17 wird der Konsum allerdings bereits 93,1 Mio. Tonnen sein, während es im Jahr 2010/11 elf Mio. Tonnen weniger waren.
Aufgrund der sehr hohen Weizenbestände am Weltmarkt dürfte der Einfluss Indiens auf den Weltmarktpreis nicht so groß sein, wie im Jahr 2006. Für die Lieferanten aus Australien wäre die indische Nachfrage allerdings ein Glücksfall. Der viertgrößte Weizenexporteur der Welt erwartet in diesem Jahr eine Weizenernte von 28 Mio. Tonnen und bisher enttäuschten die Verkäufe.