Getreidemühlen in Bangladesch kaufen mehr Weizen in Russland und der Ukraine, da die Angebote aus Indien aufgrund eines dortigen Versorgungsengpasses abnehmen.
Käufer aus Bangladesch haben bisher 800.000 Tonnen Weizen aus der Schwarzmeerregion zur Lieferung seit Mitte Juli bis Oktober gekauft. Das sind 550.000 – 600.000 Tonnen mehr als in der gleichen Periode im Vorjahr.
Diese starke Nachfrage des Top-Weizenimporteurs in Südasien hätte das Potential, die Weizenkurse an den Terminbörsen zu beeinflussen. Die Kurse erholen sich in diesen Tagen von einem 10-Jahres-Tief.
Indien ist derzeit kein Anbieter am Weltmarkt und Bangladesch muss große Mengen Futterweizen und Mahlweizen kaufen, so die Beobachtung von Getreidemaklern in Singapur. Die Entscheidung, wo Getreide gekauft wird ist eine reine Preisfrage.
Die Käufer zahlen derzeit 155 – 169 USD/Tonnen fob für Schwarzmeerweizen mit 10,5 % Protein. Für Mahlweizen mit 11,5 bis 12,5 % Protein werden Preise von 165 bis 180 USD/Tonnen genannt.
In den letzten Jahren hat immer Indien diese Nachfrage bedient aber die letzten Ernten waren unter anderem auch wegen den Auswirkungen des Wetterphänomens El Nino kleiner ausgefallen.
Dagegen haben Russland und die Ukraine, beides Schwarzmeeranrainer, zwei außerordentlich große Getreideernten eingebracht, die die Silokapazitäten dort sprengen. Die Ukraine wird in diesem Jahr rund 3 Mio. Tonnen mehr Getreide ernten als im Vorjahr und kommt auf 63 Mio. Tonnen. Und Russland wird wohl die größte Getreideernte in der Post-Sowjetzeit einbringen, so die Einschätzung des dortigen Getreideverbandes.
Trotzdem warnen Analysten vor zu viel Pessimismus bezüglich der Preisentwicklung. Weltweit gebe es eine Menge Länder, die von Russlands Weizenlieferungen abhängig sind und das niedrige Preisniveau zwingt die Käufer dazu, größere Mengen als üblich zu kaufen. Die Schiffsverladungen aus russischen Häfen haben derzeit Wartezeiten von 10 bis 12 Tagen. Deshalb haben Bangladeschs Käufer auch schon 200.000 Tonnen Weizen höherer Qualität in Kanada gekauft.