Ägypten hat gestern die Einfuhrsperre für mit Mutterkorn belasteten Weizen wieder eingeführt. Die Lieferanten sind geschockt, war doch erst im vergangenen Monat die international übliche Toleranzgrenze von 0,05 % nach langen kontroversen Debatten von den ägyptischen Behörden akzeptiert worden.
Die Mutterkornsporen können, in großen Mengen konsumiert, zu Halluzinationen führen, sie sind in kleinen Dosen für den Menschen aber harmlos. Die Entscheidung von gestern gilt auch rückwirkend für alle Weizenlieferungen, die zukünftig ins Land kommen oder in den letzten Wochen gekommen sind. Sie werden zurück gewiesen, so eine Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Eine Begründung für die Entscheidung von gestern wurde bisher nicht gegeben.
Im Juli hatte Ägypten bestätigt, dass man die international übliche Toleranzgrenze von 0,05
% für Mutterkorn in Weizen akzeptieren werde. Damit ging ein monatelanger Streit zu Ende, der das massive Kaufprogramm der ägyptischen Regierung gefährdet hat.
Eine Risikobewertung der FAO, die bestätigte, dass die Einschleppung von Mutterkorn nach Ägypten dort keine Gefahr für die ägyptische Weizenernte bedeute, hatte im Juli zum Ende der Null-Toleranz-Politik geführt. Gestern hat nun der Präsident der Pflanzengesundheitsbehörde Ashraf Khalil gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters mitgeteilt, dass die FAO nicht die spezifischen DNA-Stränge des ägyptischen Weizens sowie das heiße Klima in Ägypten berücksichtigt hätte.
Insgesamt seien 15 Länder, aus denen Ägypten bisher Weizen bezogen hat, Mutterkorn-Risikogebiete. Man wolle den Handel mit ihnen nicht vollständig einstellen, sondern lediglich sichergestellt wissen, dass die Importe nur aus Regionen kommen, die kein Mutterkorn –Risiko haben, so der Khalil. Die Juli-Entscheidung hatte dazu geführt, dass der ägyptische staatliche Einkäufer, die GASC, auf eine größere Anzahl von Offerten zu fairen Preisen zurückgreifen konnte. Die Entscheidung von gestern führt nun dazu, dass auch in den letzten Wochen vereinbarte Lieferungen wegen Mutterkorn beanstandet werden können. Es ist damit zu rechnen, dass es jetzt erneut zu einem Boykott der Anbieter kommen wird und dass es die GASC schwer haben wird, die große Versorgungslücke des Landes mit Weizen zu schließen.
Die Anbieter sehen es als fast unmöglich an, Mutterkorn-freie Weizenpartien zu bekommen. Sie werden sich wohl bei weiteren Ausschreibungen zurück halten. Das wäre für Ägypten ein Desaster, glauben Händler in Kairo.