Europa steht in Folge der heftigen Niederschläge im Herbst vor einer kleineren Weizenernte. Der bemerkenswert warme Winter hat in einigen Regionen die Kulturen allerdings gestärkt, so Experten am Freitag.
Der größte EU-Weizenproduzent Frankreich steht in diesem Jahr vor einer deutlich kleineren Weizenernte, nachdem heftiger Regen die Aussaatfläche verringerte und die Bestände schwächer sind, als im Vorjahr. Das französische Landwirtschaftsministerium schätzt die Winterweizenanbaufläche für die diesjährige Ernte auf 4,70 Mio. Hektar, was einem Rückgang von 5,6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die kleinere Winterweizenanbaufläche im Vergleich zu den ursprünglichen Absichten wird in Westeuropa deutlicher, wo die Ertragspotenziale zudem durch die späte Aussaat beeinträchtigt werden, so Strategie Grains.
Trotz guter Aussichten in Deutschland, den baltischen Ländern, Mittel- und Osteuropa wird die Weizenproduktion in der EU aufgrund der erwarteten Ergebnisse in Frankreich und Großbritannien voraussichtlich erheblich niedriger sein, als im Vorjahr. Strategie Grains prognostiziert für Frankreich eine Ernte von 33,8 Mio. Tonnen nach 39,5 Mio. Tonnen im Vorjahr.
Laut offiziellen Schätzungen hat sich die deutsche Winterweizenanbaufläche im Vergleich zu 2019 um 7,1% auf rund 2,83 Mio. Hektar verringert. Derzeit ist Weizen in gutem bis sehr guten Zustand. Die größte Sorge ist, dass das warme Wetter einen weit verbreiteten Mangel an Winterhärte bedeutet und Weizen anfällig sein könnte, wenn plötzlich harter Frost Einzug hält.
Laut Wojtek Sabaranski von Analysten Sparks Polska ist die Weizensaat in Polen um 2-3% gestiegen (2019: 2 Mio. Hektar). Die Winterkulturen sehen im Moment ziemlich gut aus, so Sabaranski. Weizen hat manchmal ein übermäßiges Wachstum und ist bei ungewöhnlich hohen Temperaturen verschiedenen Krankheiten ausgesetzt.
Es wird erwartet, dass die britische Weizenfläche stark zurückgeht, da die Regenfälle viele Landwirte dazu zwingen, auf Frühjahrskulturen umzusteigen. "Wir schätzen, dass die Anbaufläche für Winterweizen in Großbritannien gegenüber dem Vorjahr um mindestens 20% zurückgehen wird", sagte Ben Bodart von CRM AgriCommodities. Bodart prognostizierte, dass die diesjährige britische Weizenernte von 16,2 Mio. Tonnen im Jahr 2019 auf 10,6 Mio. Tonnen sinken könnte. Dies wird Großbritannien nach seinem Austritt aus der Europäischen Union zu einem Nettoimporteur machen.
Quelle
HANSA Terminhandel