Brasilien, im letzten Wirtschaftsjahr weltweit die Nr. 2 unter den Maisexporteuren, wird in 2016 weniger Mais ausführen als ursprünglich erwartet, da sich die Angebotskrise im südamerikanischen Land ausweitet. Das bietet der Konkurrenz aus anderen Ländern die Chance darauf, Marktanteile zurück zu erobern, so das Stimmungsbild einer Reuters-Umfrage.
Die Exporte könnten auf 26,1 bis 28,9 Mio. Tonnen sinken. Im Vorjahr waren es noch 30,2 Mio. Tonnen, was schon weniger war, als es das Agrarministerium geschätzt hatte; das wäre nämlich ein neuer Exportrekord im zweiten Jahr in Folge gewesen.
Obwohl die Expertenschätzung für Exporte immer noch über dem Durchschnitt der letzten Jahre liegt, geben die Fachleute zu bedenken, dass für die hohe Nachfrage der Futtermittelhersteller mehr Mais für die Schweine- und Geflügelmäster bereit gestellt werden muss. Der Maisexport im Mai war mit 2.000 Tonnen der schlechteste Auslandsabsatz überhaupt, während gelichzeitig die Importe aus dem Nachbarland Argentinien drastisch anstiegen.
Da die Maispreise am Weltmarkt unter Druck bleiben, was zum Ausdruck bringt, dass die weltweite Versorgungslage sehr gut ist, hoffen jetzt U.S. Exporteure mit ihrem Mais gegenüber kleineren Lieferländern wie Argentinien und der Ukraine wieder wettbewerbsfähig zu werden. Wenn Brasilien im Oktober Lieferprobleme hätte, so würde Japan beispielsweise eher in Argentinien oder der Ukraine kaufen, so ein Händler in Tokio. Käufer in Südostasien wie Vietnam und Malaysia hingegen, die sich zuletzt häufiger in Brasilien versorgt haben, würden U.S. Mais kaufen.
Im letzten Jahr stiegen die Maisexporte aus Brasilien auf ein neues Rekordhoch, weil die dortige Ernte ebenfalls neue Höchstmengen brachte und die brasilianische Währung an Wert verlor. Es wurde soviel exportiert, dass man aktuell aus den Nachbarländern importieren muss. Deshalb hat die Regierung im letzten Monat vorübergehend die Importzölle auf „0“ gesetzt, weil sonst die Fleischproduktion zu teuer geworden wäre.
Seit 2012 haben sich die Maisexporte aus Brasilien verdreifacht. Damals gab es in den USA eine ausgedehnte Trockenheit, die dazu führte, dass die Maispreise in die Höhe schossen. Seither exportiert Brasilien soviel Mais, dass es in der Weltrangliste der Exporteure an Argentinien vorbeizog und jetzt auf Platz Zwei rangiert.
Eine starke Nachfrage der brasilianischen Mischfutterindustrie treibt derzeit die Maispreise im Land an, gleichzeitig erstarkte auch der Wechselkurs der Währung wieder, was beides zusammengenommen Maisexporte aus Brasilien ausbremst.