Ägyptens Pflanzengesundheitsamt teilt am Montag kurz vor dem Beginn der nächsten Einkaufsperiode nach einem monatelangen Disput über die Weizen-Importspezifikationen mit, man habe das Problem gelöst. Das riesige staatliche Weizen-Beschaffungsprogramm war wegen dem Streit über den Mutterkorntoleranzgrenzen in der letzten Saison beinahe gescheitert.
Die Behörde hatte darauf bestanden, dass der Importweizen überhaupt keine Spuren von Mutterkorn enthalten darf. Das natürliche Gift könnte, in großen Mengen verzehrt, beim Menschen zu Halluzinationen und irrationalem Verhalten führen. Spuren davon sind allerdings für den menschlichen Verzehr harmlos, weshalb im internationalen Handel eine Toleranzgrenze von 0,05 % gilt. Jetzt hat die ägyptische Behörde eingelenkt und weicht von Ihrer bisherigen „0-Toleranz-Politik“ ab. Diese hatte dazu geführt, dass Ägypten in den letzten Monaten zeitweilig kaum noch Weizen angeboten bekam.
Diese Entscheidung wurde einen Tag nach der Ablösung des einflussreichsten Weizeneinkäufers der Welt bekannt gegeben, der für die Ägyptische GASC die Importe koordiniert. Dieses staatliche Unternehmen hatte zudem im letzten Monat am lokalen Markt fünf Mio. Tonnen Weizen zu subventionierten Preisen eingekauft. Da die ägyptische Weizenernte aber nur auf 3,5 Mio. Tonnen geschätzt wird und kaum so groß gewesen sein kann, hat das dortige Parlament eine Untersuchung zu den Einkäufen angeordnet.
Sollten die Vorräte in Ägypten nicht so groß sein, wie von der GASC berichtet, muss das Land, das ohnehin schon der größte Weizeneinkäufer der Welt ist, mehr Weizen am Weltmarkt einkaufen. Ob dafür genügend Dollars vorhanden sind, wird von Kennern bezweifelt.
Händler bleiben trotz des Dekrets zur Klarstellung der Spezifikation skeptisch. Schließlich haben sie durch ungerechtfertigte Reklamationen zum Teil große Summen verloren.