Ob das Kartell tatsächlich Erfolg hat, hängt jedoch von Russland ab. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hat sich darauf verständigt, ihre Ölproduktion massiv zu drosseln. Die 13 Opec-Staaten seien sich einig, eine Millionen Barrel (rund 159 Liter) Öl am Tag weniger zu produzieren, wie die Opec am Donnerstag mitteilte. Zudem sollen die zehn verbündeten Staaten der Opec+-Allianz ihre Förderung um 500.000 Barrel reduzieren. In der Opec+-Allianz sind neben den klassischen Opec-Staaten zusätzlich Länder, die zwar viel Erdöl fördern, aber nicht in der Opec sind, beispielsweise Russland.
Die nun beschlossenen Förderkürzungen sollen bis mindestens Juni in Kraft bleiben. Sie übersteigen die Markterwartungen deutlich. Damit dürfte die von der Opec geförderten Ölmenge auf den tiefsten Stand seit 2003 fallen. Ein Expertengremium der Opec hatte den Mitgliedsstaaten empfohlen, wegen der Ausbreitung des Coronavirus und der dadurch sinkenden Ölnachfrage die Produktion um 600.000 bis eine Millionen Barrel zu senken.
Dennoch reagierten die Ölpreise am Donnerstag kaum auf die Entscheidung: Der Preis für Nordseesorte Brent stagnierte bei unter 52 Dollar pro Barrel. Denn noch ist unklar, ob Russland, neben Saudi-Arabien das wichtigste Mitglied der Opec+, dem Deal zustimmt. Der russische Ölminister Alexander Nowak war am Mittwochabend nach Beratungen mit Saudi-Arabien und anderen Opec-Staaten in Wien abgereist, ohne seine Unterstützung für neue Förderkürzungen zu signalisieren.
Der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh sagte jedoch am Donnerstag vor Medienvertretern, er rechne fest damit, dass auch Russland neuen Förderkürzungen zustimmt – wenn auch in aller letzter Sekunde.
Einbruch der Ölnachfrage
Die Opec trifft sich in Wien, um über eine Reaktion auf die Ausbreitung des Coronavirus zu beraten. Mohammed Arkab, Opec-Präsident und Energieminister von Algerien, sagte, der Coronavirus habe einen „deutlichen gegensätzlichen Effekt“ auf die globale Ölnachfrage. Die Auswirkungen könne kein Land alleine bewältigen. Der Ölpreis war allein in der vergangenen Woche um 16 Prozent eingebrochen. Derzeit notiert er knapp 25 Prozent unterhalb des Jahreshochs von Ende Januar.
Am Freitag trifft sich schließlich die erweiterte Opec+-Allianz, um eine gemeinsame Linie der 23 Ölstaaten zu finden. Dann kehrt auch der russische Ölminister Nowak für die Verhandlungen zurück nach Wien. Von dem Gesprächen am Freitag wird abhängen, ob es der Allianz tatsächlich gelingt, den Ölmarkt zu stabilisieren.
Die Virusepidemie hat die Ölnachfrage weltweit einbrechen lassen. Besonders stark war der Rückgang der Ölnachfrage in China. Das Land ist mit einem Konsum von 14 Millionen Barrel pro Tag der mit Abstand wichtigste Ölimporteur der Welt.
Daher gehen mittlerweile die meisten Experten davon aus, dass die Ölnachfrage 2020 nur noch leicht wächst oder gar stagniert. Die Opec selbst hat ihre Prognose zum Wachstum der weltweiten Ölnachfrage mehr als halbiert.
Um Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht zu halten und die Preise zu stabilisieren, sieht sich die Opec daher gezwungen, ihre Förderung zu drosseln und überschüssiges Öl vom Markt zu nehmen. Das Kartell hat in der Vergangenheit wiederholt auf Preisschwächen mit Förderkürzungen reagiert, zuletzt im Dezember 2019. Doch die Strategie ist für die Opec schmerzhaft, da ihr Marktanteil an der globalen Ölproduktion seit Jahren fällt.
Quelle: Handelsblatt
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HANSA Terminhandel