Russland muss möglicherweise seine Zollpolitik für Weizenexporte überdenken und seine Preise für die Weizenintervention im Erntejahr 2016/17 reduzieren. Das ist die Meinung des Agrarberatungsunternehmens SovEcon.
Russland, einer der bedeutendsten Weizenexporteure der Welt, beendete am 30. Juni gerade eine Rekordsaison und wird in der folgenden Saison eine noch größere Getreideernte einfahren. Deshalb dürfen die Exporte nicht behindert werden.
In der Saison 2015/16 exportierte Russland 34,4 Mio. Tonnen Getreide an Länder wie Armenien, Weißrussland, Kasachstan und Kirgisistan. Wenn man die Mehlexporte noch hinzuzählt, waren es sogar 35 Mio. Tonnen, davon 25 Mio. Tonnen Weizen.
In der kommenden Saison wird der exportfähige Überschuss auf 37 Mio. Tonnen geschätzt. Die russische Getreideernte wird von SovEcon auf 109 Mio. Tonnen geschätzt, davon 66 Mio. Tonnen Weizen. Um die Exporte nicht zu behindern, rät das Unternehmen der Regierung, die Exportzölle für Weizen zu streichen und den Interventionspreis zu senken. Die Abschaffung der Zollsätze wurde schon lange von den Exportunternehmen gefordert. Derzeit kommt der Mindestsatz von 10 Rubel zum Tragen, das sind zwar nur 0,16 USD/Tonne, wenn aber der Kurs des Rubels sinkt oder der Weltmarktpreis steigt, wird auch der Zollsatz steigen.
Im Agrarministerium bereitet man in dieser Woche eine entsprechende Beschlussvorlage für die Regierung vor. Die Exporteure brauchen eine Regelung, die die Preise kalkulierbar machen. Der Verfall der türkischen Lira bringt die Exporteure schon in Verlegenheit, denn die Türkei ist nach Ägypten der zweitgrößte Käufer für russischen Weizen.
Aus der lokalen Landwirtschaft wird jedes Jahr Weizen zu subventionierten Preisen für die staatliche Reserve gekauft. Der Preis dafür wurde zuletzt im März fixiert. Er liegt aber über dem aktuellen Marktpreisniveau. Sollte die Regierung ihren Aufkauf mit diesen Preisen starten, entstünde ein nicht gewollter Wettbewerb zwischen dem Export und der Intervention.