Die Lobby der Biotreibstoff-Hersteller und Klimaexperten stellen unbequeme Fragen zu der Entscheidung Brasiliens, die Steuerbegünstigungen für Ethanol am Jahresende auslaufen zu lassen.
Auf der Weltklimakonferenz im Jahr 2015 in Paris versprach Brasilien der Weltgemeinschaft, seine Ethanol- und Biodieselbeimischung bis zum Jahr 2030 auf 18 % auszuweiten. Derzeit werden 30 Mrd. Liter Ethanol erzeugt und die Menge müsste sich nach dieser Rechnung im Jahr 2030 auf 50 Mrd. Liter steigern. Dieser Beitrag Brasiliens war auf der Weltklimakonferenz maßgeblich für das Zustandekommen einer gemeinsamen Erklärung.
Am vergangenen Mittwoch erklärte nun die brasilianische Regierung, dass sie die Zollvergünstigungen für den Export von Ethanol am Jahresende auslaufen lassen wolle, weil man die Einnahmen benötigt, um die schwerste Wirtschaftskrise seit 1930 zu überwinden.
Das macht den Biodiesel gegenüber Diesel aus der Rohölförderung weniger wettbewerbsfähig, was für Brasilien zu einem höheren Import von fossilen Brennstoffen führen dürfte. Das erklärte Klimaziel aus der Pariser Konferenz ist also jetzt in Gefahr. Auf dem Papier sieht die Pariser Erklärung immer noch gut aus, aber sie verkommt jetzt zu einer unverbindlichen Absichtserklärung, so Andre Luis Ferreira, Direktor des brasilianischen Instituts für Energie und Umwelt in Sao Paulo.
Elisabeth Farina, Vorsitzende der Zuckerrohrindustrie Brasiliens Unica, sagte, dass eine Rückkehr zum Exportzoll für Ethanol, die Bauern dazu zwingen werde, statt Biotreibstoffe mehr Zucker zu erzeugen, weil man damit mehr Geld verdienen könne. Dabei sei Ethanol im Gegensatz zum fossilen Diesel als Treibstoff Co2-Klimaneutral.
Das Handelshaus FCStone schätzte am Freitag, dass im Center-South, dem Kerngebiet der Zuckerrohrerzeugung, in 2016/17 26,8 Mrd. Liter Ethanol erzeugt werden. 4,7 % weniger als im vorherigen Jahr.
Der brasilianische Landwirtschaftsminister Blairo Maggi ist der Meinung, dass Zuckermühlen, die in der derzeitigen Marktlage noch von staatlichen Zuschüssen abhängig sind, nicht effizient arbeiten und keine Marktberechtigung mehr haben. Das hat die Branchenvertreter entrüstet.
Da das Südamerikanische Land nicht über genügend Raffinerien verfügt, wäre der Import von Diesel die logische Folge aus der Wiedereinführung von Exportzöllen für Ethanol, so ein Makler für Zucker und Ethanol.