Agrarmärkte zum Jahreswechsel: Sojamarkt
Rekordernte 2014/15 – gut durchschnittliche Ergebnisse 2015/16 - nachgebende Kurse
Das Rekordergebnis 2014/15 ist die dritte hohe Ernte im Sojamarkt in Folge. Die kontinuierlich angestiegene Erzeugung war zunächst notwendig, das Versorgungsdefizit aus früheren Jahren wieder aufzubessern. In der jüngsten Zeit sind die Vorratsbestände jedoch wieder soweit aufgefüllt, dass von einer gut abgesicherten Versorgungslage auf Weltebene ausgegangen werden kann.
Insbesondere die US-Sojaernte mit 107,7 Mio. t (Vorjahr 91,5 Mio. t) hat mit einer großen Ausdehnung der Sojafläche und hohen Flächenerträgen zu einer deutlichen Angebotserhöhung beigetragen. Allerdings hat es Übergangsprobleme gegeben. Der extrem niedrige US-Endbestand reichte nicht aus, um die Zeit bis zur verspäteten neuen Ernte 2014 zu überbrücken. Dazu kamen Transportprobleme auf der Straße und der Schiene. In Erwartung eines großen Angebots gingen die Sojakurse zunächst bis in den Sept.-14 hinein zurück, um dann angesichts der akut werdenden Versorgungsengpässe wieder auf Sommerniveau anzusteigen. Die treibende Kraft kam aus dem Sojaschrotsektor, weniger aus der Sojaölsparte.
Die in den Frühjahrsmonaten 2015 anstehenden südamerikanischen Ernten versprechen nach derzeitigen Saatenstand und aktuellen Wetteraussichten überdurchschnittlich hoch auszufallen. Brasilien erwartet zwischen 92 bis 96 Mio.t (Vorjahr 86,5 Mio. t) und Argentinien schätzt rd. 55 Mio. t (Vorjahr 54 Mio. t).
Das steigende Angebot kann von der zunehmenden Nachfrage nicht eingeholt werden. Chinas Importeinkäufe mit einer Steigerung von 4 bis 5 Mio. t liegen nur halb so hoch wie im Vorjahr mit einem Plus von rd. 10 Mio. t. Insgesamt bestreitet China rd. 2/3 des globalen Sojahandels. Im Ergebnis ist für 2014/15 mit einem rasanten Bestandsaufbau auf Rekordniveau zu rechnen.
Die bislang noch stabilen Preise werden in den Frühjahrsmonaten 2015 unter dem Wettbewerbsdruck der nord- und südamerikanischen Angebote nachgeben müssen. Die Terminkurse zeigen zumindest für den Sojaschrotkomplex deutlich fallende Kurse an.
Für das nachfolgende Wirtschaftsjahr 2015/16 ab September beginnend werden die Sojaernten nur wenig geringer eingeschätzt. Der entscheidende Grund ist das günstige Soja-Mais-Preis-Verhältnis von mehr als 2,5 zu 1, das der Sojabohne einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Maisanbau verschafft. Die Schätzer gehen jedoch nur von einer durchschnittlichen Ertragssteigerung aus, so dass die prognostizierten Ernten etwas hinter den Vorjahresergebnissen zurückbleiben.
Die US-Sojabohne wird ab Mitte April bis Ende Mai 2015 ausgesät und ab Mitte Sept.-15 geerntet. Für Südamerika beginnt die neue Aussaat im Okt.-15 und die Ernte findet in den Frühjahrsmonaten 2016 statt. Angesichts der hohen Anfälligkeit gegenüber den Witterungseinflüssen, sind Prognosen im Sojasektor immer mit größeren Unsicherheitsfaktoren behaftet. Für das kommende Jahr steht aber ein reichlicher Vorratbestand zum Ausgleich zur Verfügung.
Eine überdurchschnittlich gute Versorgungslage veranlasst die Börse zu nachgebenden Terminkursen im Sojakomplex bis weit in das Jahr 2015/16 hinein. Dennoch bleibt das Preisniveau relativ hoch. Ausreichend große Risikoprämien in den Preisen sollen die schwankenden Ernteergebnisse und die unsicheren Vermarktungsbedingungen infolge LKW-Fahrer- und Hafenarbeiterstreiks sowie ggfs. Verkaufszurückhaltung der Farmer ausgleichen. Der Sojamarkt bleibt immer für Überraschungen gut.