Argentinien hortet 16 Mio. t unverkaufter Sojabohnen im Wert von 5,5 Mrd. €
Für Außenstehende unverständlich. Argentinien erzielt im Frühsommer 2013 eine gut durchschnittliche Ernte um die 50 Mio. t. Bereits im Nov. 2013 ist bereits mehr als die Hälfte der Sojaflächen unter günstigen Bedingungen für die neue Ernte im März/April 2014 ausgesät worden. Es verspricht eine Rekordernte von fast 55 Mio. t zu werden. Im Nachbarland Brasilien prognostiziert man ein Rekordernteergebnis von fast 90 Mio. t. Die Voraussetzungen sind optimal. Knapp 70 % der braislianischen Aussaat ist bereits erfolgt.
Argentinische Farmer und Lagerhalter halten aber aus alter Ernte immer noch 16 Mio Sojabohnen in ihren Silos zurück. Die Begründungen liefern zwei Verhaltensweisen. Die argentinische Währung Peso inflationiert in Größenordnungen um die 25 bis 30%. Die Sojafarmer verkaufen nicht, solange sie keinen Liquiditätsbedarf haben, sondern halten ihre Sojabohnen als vergleichsweise stabilen Sachwert zurück.
Der zweite Grund für die Zurückhaltung der Sojaverkäufe ist politischen Ursprungs. Die argentinische Regierung erhebt auf den Export von Agrarprodukten eine Ausfuhrsteuer. Auf diese Weise kommen für die argentinische Staatskasse fast 40 % der Staatseinnahmen zustande. Die Gelder werden von der argentinischen Regierung für den Abbau der angehäuften Staatsschulden, für das Gesundheitswesen und für energiepolitische Maßnahmen verwendet.
Dieser Politik widersetzen die argentinischen Farmer mit dem Vorwurf, dass die Lastenverteilung einseitig auf die Landwirtschaft abgewälzt werde. Sie fordern eine deutliche Reduzierung. Zur Durchsetzung ihrer Interessen haben die Farmernverbände zum Verkaufsstreik aufgerufen. Die Verbindung beider finanzieller und politischer Interessen verstärken sich zu einem durchschlagenden Erfolg im Sinne der Farmer, solange wie die Sojapreise relativ hoch bleiben. Die Rechnung ist mit etlichen Abstrichen einigermaßen aufgegangen.
Für die weitere Entwicklung stellt sich jedoch die Frage, wohin mit einer überdurchschnittlich großen Ernte im Frühjahr 2014? Irgendwann wird die gehortete Ware an den Markt kommen und angesichts des nicht unerheblichen Potenzials die Marktpreise unter Druck setzen. Darüberhinaus ist leicht vorstellbar, dass eine Verkaufspanik eintreten könnte, weil jeder noch versuchen will, bei fallenden Preisaussichten noch die hohen Preise mitnehmen zu wollen. Eine Preisspirale nach unten würde in Gang gesetzt werden. Inwieweit die Verkaufsdisziplin gesteuert werden kann, um ein solches Szenario auszuklammern, bleibt eine offene Frage.
Europa bezieht sein Sojaschrot mit Schwerpunkt aus Argentinien. Daher ist das Interesse hierzulande besonders hoch, wie es in Argentinien weitergeht.