Coceral schätzt EU-Rapsernte auf 17 Mio. t. – Reduzierte Anbaufläche und niedrige Erträge
Der Dachverband der europäischen Getreide- und Ölsaatenhändler (COCERAL) hat in seiner jüngsten Dez.-Ausgabe die EU-Rapsernte auf rd. 17 Mio. t geschätzt. Das Ergebnis liegt weit unter dem mehrjährigen Durchschnitt von 20 bis 21 Mio. t und weit entfernt vom Rekordergebnis 2014 mit 24 Mio. t.
Ausschlaggebende Faktoren sind neben unterdurchschnittlichen Erträgen der Rückgang der Anbauflächen von fast 7 auf 5,6 Mio. ha. Hintergrund sind trockenheitsbedingte Probleme bei der Aussaat, die unzureichende Verfügbarkeit von speziellen Pflanzenschutzmittel sowie die niedrigen Preise der zurückliegenden Jahre.
Insbesondere in den Hauptanbaugebieten Frankreich und Deutschland sind die Rapsflächen um jeweils 30 % zurückgefallen. In Rumänien wurden die Anbauflächen halbiert. Während in Tschechien 8.5 % weniger Rapsflächen bestellt wurden, blieben sie in Polen weitgehend unverändert. Rückläufig ist auch der Rapsanbau in Großbritannien mit einer Minderung von 9,3 %.
Die früher üblichen EU-Verbrauchsmengen von rd. 25 Mio. t werden im laufenden Jahr trotz steigender Einfuhren auf geschätzte 23,4 Mio. t zurückfallen. Die Lieferländer sind vorrangig die Ukraine und Australien, deren Exportpotenzial jedoch deutlich zurückgegangen ist.
Kanada könnte zwar auch als Exportgebiet in Betracht kommen, aber es gibt Probleme mit der Durchmischungsgefahr mit GVO-Sorten, die in Kanada überwiegend angebaut werden. Eine separate Erfassung, Lagerung und Transport ist aufwändig.
Rapsöl konkurriert als Rohstoff für die Biodieselherstellung mit Palmöl. Trotz Verzollung der Palmöleinfuhren bleibt der importierte Rohstoff jedoch immer noch konkurrenzfähig. Auch Sojaöl kommt grundsätzlich als konkurrierende Ware in Betracht, auch wenn die Einsatzmengen gering bleiben.
Die jüngste Entwicklung der steigenden Palmölkurse in Indonesien entschärft das Wettbewerbsproblem ein wenig, so dass die EU-Rapspreise in ihrem Drang nach oben mehr Spielraum verspüren. An den Börsen wird die Marke von 400 €/t ins Visier genommen, aber ein deutlicher Durchbruch ist noch nicht nachhaltig gelungen. Dennoch muss man feststellen, dass die Rapspreise seit der Erntezeit 2019 deutlich an Niveau gewonnen haben.
Für die weitere Entwicklung in diesem Wirtschaftsjahr wird auf erkennbare Fehlbestände zum Ende der Verarbeitungsperiode im Mai und Juni 2020 hingewiesen. Die Verknappung könnte noch einmal zu einem Preisanstieg führen, bleibt aber spekulativ.
Die erneute Zurückhaltung der Rapsanbauflächen bei der Aussaat 2019 in den Hauptanbaugebieten lässt den Schluss zu, dass auch die neue Ernte 2020 unter dem mehrjährigen Durchschnitt verbleiben könnte, sodass die Versorgungslage anhaltend knapp bleiben wird.