Warten auf niedrige Sojaschrotpreise – eine harte Geduldsprobe
Die hohen Erwartungen an eine US-Rekordernte bei Sojabohnen waren monatelang eng verknüpft mit der Hoffnung auf deutlich nachgebende Sojaschrotkurse. Tatsächlich gab es von April bis Juli einen deutlichen Rutsch von 420 je t auf 330 € je t gemessen an der Hamburger Börsennotierung. Die herannahende günstig verlaufende US-Sojaernte bestätigte diese Kursentwicklung.
Nach einer kurzen Zwischenphase von versorgungsbedingten Preisunsicherheiten lieferte der Monat September nochmals einen kräftigen Kursrutsch, der in den USA stärker ausgeprägt war als die zögerlichen Hamburger Notierungen.
Die US-Sojaernte verzögerte sich jedoch aufgrund der kühlen Wetterlage, die eine Verzögerung der Abreife der Bohnen mit sich brachte. In Verbindung mit den extrem niedrigen Überlagerungsbeständen aus alter Ernte entstanden beachtliche Versorgungsschwierigkeiten mit Sojaschrot. Die neuen Bohnen lagen zwar in den Silos, Sojaschrot stand aber an den Verbrauchsstandorten nicht ausreichend zur Verfügung.
Knappheit beim Landtransport mit LKW und Eisenbahn verschärfte die dringende Bedarfsdeckung. Es wurden hohe Preisaufschläge für sofort greifbare Ware verlangt und bezahlt. In den letzten 2 Wochen kam noch ein plötzlicher Kälteeinbruch mit hohem Schneefall dazu.
Auf dem Wasserwege funktionierte der Sojaexport wesentlich reibungsloser, so dass hohe Ausfuhrmengen die greifbare Inlandsware verringerte.
Die Folge war eine Preisanstieg bei Sojaschrot von durchschnittlichen 340 auf 380 € je t Hamburger Notierung. Ein schwächerer Eurokurs trug zusätzlich zur Verteuerung bei.
Wie geht’s weiter? Die US-Sojaernte hat mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Die Silos auf dem Lande sind gut gefüllt. Die Verarbeitung ist in vollem Gange. Aber der Nachholbedarf für eine zufriedenstellende Vorratslagerung ist noch nicht voll erfüllt. Die Versorgungslage hat sich jedoch deutlich entspannt. Die logistischen Probleme ebben ab.
Es gibt Anzeichen für ein Sinken der Sojaschrotkurse. Man rechnet jedoch erst nach Weihnachten mit deutlich nachgebenden Notierungen. Dann drückt zusätzlich die herannahende südamerikanische Sojaernte mit hohen Erwartungen in den Markt. Generell spricht das aktuelle Sojabohnen-Maispreis-Verhältnis für den verstärken Anbau der Bohne gegenüber Mais.
Negative Erfahrungen aus den letzten Jahren warnen jedoch vor allzu großer Euphorie. Neben den grundsätzlich möglichen Wettereinflüssen auf das Ernteergebnis in Südamerika sollte man weitere Störfaktoren im Auge behalten. Mit großer Regelmäßigkeit treten LKW-Fahrer und Hafenarbeiter zum Höhepunkt des Abtransport Anf. bis Ende Febr. in den Streik. Damit steht die Ware in den Verbrauchsgebieten wieder nur mit beachtlicher Verzögerung zur Verfügung. Darüberhinaus ist mit Währungsänderungen zu rechnen. Eine mögliche weitere Schwächung des Euro verteuert den Import. Nicht zuletzt bleibt die Frage nach dem tatsächlichen Einkaufsverhalten der Chinesen offen. Die Einfuhrsteigerung soll im Durchschnitt (+4 bis 5 Mio. t) auf insgesamt 75 Mio. t bleiben.
Trotz der Generallinie eines überdurchschnittlich versorgten Sojamarktes und gedämpften Preisen bleiben vorübergehende Überraschungen nicht aus. Bei einer günstig erscheinenden Preissituation sind Teilabsicherungen die richtige Einkaufsstrategie.