Niedrige Rapsernte für 2015/16 auf Welt- und EU-Ebene zu erwarten
Die weltweite Rapsernte mit rd. 68 Mio. t wird 2015/16 deutlich unterhalb der Vorjahreslinie von fast 72 Mio. t liegen. Der Rückgang findet vor allem in den beiden größten Anbaugebieten EU-28 und in Kanada statt, die zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Rapserzeugung bestreiten. Im drittgrößten Produktionsgebiet China soll die Ernte geringfügig größer ausfallen. In allen drei Ländern zusammen werden mehr als 70 % des globalen Rapsanbaus betrieben.
Der Rapsanbau in der EU wurde im Herbst 2014 flächenmäßig eingeschränkt und hatte schlechte Startbedingungen. Das Einsatzverbot von Neonicotinoiden hat zu beträchtlichen Schäden geführt. Ausschlaggebend für die geringer eingeschätzte Ernte 2015 ist jedoch die Erwartung von Durchschnittserträgen im Vergleich zu den Rekordergebnissen des Vorjahres. Der Rapsanbau in der EU konzentriert sich auf Deutschland, Frankreich, Polen und Großbritannien. Die EU bleibt Nettoimporteur von Raps in einer Größenordnung zwischen 2,5 bis 3 Mio. t.
In Kanada hat der Rapsanbau nach dem Rekordjahr 2013 mit über 18 Mio. t nicht wieder an die alten Ergebnisse anschließen können. Für 2015 rechnet man mit rd. 14 Mio. t. Davon werden rd. 7,5 Mio. t exportiert. Kanada ist mit weitem Abstand der größte Rapsexporteur auf dem Weltmarkt. Allerdings unterliegen die kanadischen Ausfuhren Beschränkungen infolge der GVO-Problematik.
Chinas Rapsanbau ist seit einem Jahrzehnt konstant. Der steigende Bedarf an pflanzlichen Ölen wird in großem Maße durch Sojabohneneinfuhren gedeckt. Der chinesische Rapsanbau beschränkt sich auf wenige geeignete Anbaugebiete, die nicht mehr vergrößert werden. Neben Rapssaat wird auch noch Rapsöl importiert. Die Lieferungen stammen teilweise aus Kanada, aber zum größeren Teil aus Australien.
Indiens Rapsanbau mit einem Volumen von 7 bis 8 Mio. t dient ausschließlich der Selbstversorgung. Darüber hinaus muss mindestens die gleiche Menge an Öläquivalenten importiert werden.
Australiens Rapsernten bewegen sich schon seit Jahren in der Größenordnung von 3,5 bis unter 4 Mio. t. Etwa die Hälfte davon geht in den Export. Da es sich häufig noch um GVO-freie Sorten handelt, ist Australien eine erste Adresse für Importe in die EU mit strengen Auflagen hinsichtlich der Gentechnikfreiheit.
Der Rapsverbrauch 2015/16 wird aller Voraussicht nach nicht allein aus der laufenden Ernte gedeckt werden können. Die Bestandsvorräte werden in diesem Jahr deutlich abgebaut werden.
Der Rapsmarkt ist ein Teil des Ölsaatenmarktes mit einem Anteil von 13 bis 15 %. Die Marktführer mit Anteilen von 30 % und mehr sind Palmöl und Sojaöl. Daraus folgt, dass die Rapspreise sich nicht allein nach den Knappheitsverhältnissen auf dem eigenen Markt richten, sondern in die übrige Konkurrenz der Ölsaaten und Ölfrüchte eingebunden sind.
Dennoch besteht ein gewisser Spielraum für eine Eigendynamik bei der Preisbildung aufgrund der Standortunterschiede. Das preiswerte Palmöl wird zu 85 % in Indonesien und Malaysia erzeugt. Sojaöl hat seine Produktionsschwerpunkte in Nord- und Südamerika. Der europäische Rapsmarkt kann bis zu einem gewissen Grade eine begrenzte Selbständigkeit entwickeln. Der EU-Raps-Preis wird infolge der Importabhängigkeit stark von schwankenden Wechselkursverhältnissen mitgeprägt.
Trotz der knappen Versorgungslage auf dem globalen und EU-Rapsmarkt sind die Preisspielräume nach oben begrenzt. Die hohen Sojaernten drücken auf die Sojaölpreise. Die Palmölkurse sind niedrig. Die Rapspreise nach oben sind gedeckelt.