EU-KOM-Vorschau: EU-Rapsmarkt 2022 – steigende Ernte – weniger Import
In ihrer Frühjahrsausgabe der kurzfristigen Vorausschauen auf die Agrarmärkte schätzt die EU-Kommission (EU-KOM) die kommende Rapsernte auf 18,1 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr mit rd. 17 Mio. t deutlich höher ein. Hintergrund ist eine gestiegene Anbaufläche in den Haupterzeugungs-gebieten sowie eine etwas höhere Ertragserwartung auf der Grundlage des bisher günstigen Saatenstandes. Das agrarmeteorologische Institut der EU (MARS) hat auf der Basis der Klimadaten-Auswertung einen voraussichtlichen Flächenertrag von 32,2 dt/ha vorausgesagt, der um 0,6 % über Vorjahreswert liegen soll.
Der EU-Rapsverbrauch soll im Wirtschaftsjahr 2022/23 um knapp 2 % auf 21,8 Mio. t steigen. Zur Bedarfsdeckung ist daher ein Import von rd. 4 Mio. t veranschlagt. Angesichts des Krieges in der Ukraine stehen die Zahlen noch auf unsicherer Grundlage, weil üblicherweise die Hälfte der EU-Importe aus diesem Gebiet stammen. Andererseits wird in Kanada aufgrund der hohen Preise mit einer großen Canola-Anbaufläche gerechnet, so dass der EU-Einfuhrbedarf auch von dort bezogen werden kann.
April-22: DRV schätzt deutsche Rapsernte 2022 auf 3,88 Mio. t
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) schätzt in seiner April-Ausgabe. 2022 die deutsche Rapsernte auf 3,88 Mio. t um 11,1 % höher als im Vorjahr. Ausschlaggebend ist die um +8,6 % gestiegene Anbaufläche, die das Stat. Bundesamt am 22.12 2021 ermittelt hat. Die voraussichtlichen Flächenerträge hat der DRV zum Vorjahr um 2,3 % auf 35,9 dt/ha höher veranschlagt.
Die Ernteergebnisse fallen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich aus. Den größten Zuwachs erwartet man in Schleswig-Holstein mit einer Zunahme von 25,9 %, die zum überwiegenden Teil durch gestiegene Anbauflächen (+18,4 %) verursacht werden.
Die zweithöchste Steigerung mit +23 % wird für NRW vorausgesagt, in diesem Land ist die Anbaufläche wieder um 15,2 % gestiegen. Der DRV schätzt zusätzlich einen Ertragszuwachs um 6,8 % zum Vorjahr.
In Niedersachsen wird die Rapsernte zum 2 Mal in Folge um 22 % höher zum Vorjahr vorausgesagt. Ausschlaggebend ist die erweiterte Anbaufläche mit 15,6 % sowie eine prognostizierte Ertragssteigerung von 5,6 %.
In Baden Württemberg soll das Ernteergebnis im Wesentlichen flächenbedingt um 17,4 % zulegen. Auch hier wird mit höheren Erträgen zum Vorjahr gerechnet.
In Brandenburg erwartet man eine um 14 % höhere Rapsernte, die fast ausschließlich auf die vergrößerte Anbaufläche zurückzuführen ist.
In Sachsen-Anhalt schätzt man +12,7 % mehr Raps, ein Ergebnis, das ebenfalls maßgeblich durch eine erweiterte Anbaufläche zustande kommt.
Die Rapsernte in Hessen um +13,4 % höher als im Vorjahr veranschlagt. Auch hier sind zunehmende Anbauflächen von entscheidender Bedeutung.
In den übrigen Bundesändern wird durchgehend mit steigenden Erntemengen in kleinerem Rahmen kalkuliert.
Die Ernteschätzung enthält noch eine Reihe von Risiken. Dazu gehören auf jeden Fall die Unsicherheiten der weiteren Wetterentwicklungen. Es wird jedoch von einem aktuell guten Pflanzenbestand ausgegangen. Auswinterungsschäden sind unbedeutend.
Die große Unbekannte in diesem Jahr wird der Düngereinsatz sein. Die knapp verfügbaren und sehr teuren Düngemittel liefern Anlaß, die Düngungsmaßnahmen zu begrenzen.. Darunter könnten die Flächenerträge leiden. Andererseits bieten Rapspreise um 700 bis 750 €/t zur Erntezeit einen starken Anreiz, das Düngungsniveau nicht allzu sehr zurückzunehmen.