Die Ölsaatenmärkte entwickelten sich diese Woche alles andere als einheitlich. Doch kurz vor dem Osterfest finden Raps, Soja, Canola und Palmöl eine einheitliche Richtung: südwärts.
Raps gibt auch im heutigen Handel nach, gestern zeigten sich mit Tagesverlusten von über 25 Euro im Frontmonat sehr deutliche Rücksetzer. Mit einem Schlusskurs von 453 Euro/t hab der Frontmonat bis gestern Abend auf Wochensicht 22,75 Euro/t verloren. Anfang der Woche kam für die Ölsaaten noch deutliche Unterstützung von den Rohölmärkten. Nach der Ankündigung der Fördermengenkürzung durch die OPEC+ schossen nicht nur WTI und Brent deutlich nach oben.
Die Rapsimporte der Europäischen Union zeigen weiterhin ein hohes Niveau. Bis zu 40. Kalenderwoche wurden insgesamt 6,27 Mio. Tonnen Rapssaat eingeführt, im Vorjahr waren es per Anfang April 3,94 Mio. Tonnen. Auch die Rapsschrotimporte sind wie die Sonnenblumen und Sonnenblumenschrotimporte deutlich angewachsen. Weniger hingegen haben die Europäer Soja und Sojaschrot am internationalen Markt eingekauft und eingeführt. In Kanada machen sich die Farmer Sorgen um ihre kommende Ernte. Eine dünne Schneeecke in einigen Teilen und wiederum hohe Trockenheit in anderen Gebieten sind für das Pflanzenwachstum wenig förderlich. In Europa sind die Landwirte durchaus zufrieden mit der Entwicklung ihrer Bestände, wie es heißt. Wie Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, war der März insgesamt sehr niederschlagsreich, die Bodenwasservorräte konnten aufgefüllt werden. Auch in Frankreich oder Großbritannien ist viel Regen gefallen. In ihrer letzten Prognose geht die EU-Kommission von einer Rekordölsaatenernte in Europa aus. Die Erntemenge beim Raps wird dabei in etwa auf Vorjahresniveau gesehen. Für das Plus gegenüber dem Vorjahr sind vor allem Sonnenblumen und Soja verantwortlich.
Der Sojamarkt profitierte Anfang der Woche noch von deutlich gestiegenen Preisen beim Rohöl, musste in den letzten Tagen jedoch wieder an Wert abgeben. Die Ernte in Brasilien kommt voran, gut 76 Prozent sollen bis zum Ende der letzten Woche eingefahren sein. Gleichzeitig zeigen sich die Exporte in dem südamerikanischen Land dynamisch und hoch. Das Beratungshaus StoneX erhöhte gestern seine Prognose für die brasilianische Ernte und erwartet gegenüber der bisherigen Einschätzung 3 Mio. Tonnen mehr. StoneX taxiert die Ernte auf ein Volumen von 157,5 Mio. Tonnen. Das USDA hatte in der März-WASDE eine Prognose von 153 Mio. Tonnen ausgegeben. Neuere Zahlen des Agrarministerium kommen mit der April-WASDE, die am 12. April veröffentlicht wird.
Die US-Exporte hingegen haben noch nicht zu alter Stärke zurückgeführt, wenngleich das USDA gestern einen Einzelverkauf über 276.000 Tonnen an einen Abnehmer unbekannter Herkunft vermeldet hat. Marktteilnehmer vermuten China hinter diesem Kauf. Die Wetteraussichten für die Hauptanbaugebiete in den USA sind freundlich, kaum Niederschläge und warme Temperaturen dürfte die Sojaaussaat bald beginnen und zügig vorankommen lassen.
Unter Druck stand zuletzt auch Sojaschrot. Insbesondere weil Argentiniens Regierung wieder den so genannten Soja-Dollar einführen will. Damit garantiert sie den Exporteuren einen festen Umrechnungskurs zum Dollar und erhofft sich so neue Devisenreserven ins Land zu holen. An den Kassamärkten in Deutschland zeigten sich die Sojaschrotpreise zuletzt ebenfalls rückläufig. Mit Blick in die Importstatistik der EU wurden im laufenden Wirtschaftsjahr weniger Sojabohnen eingeführt. Auch Sojaschrot wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt in einem geringeren Umfang importiert.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Ölsaaten haben in ihren Abwärtstrend zurückgefunden. Insbesonder Raps gab in dieser verkürzten Handelswoche wieder sehr deutlich nach. Die Marktversorgung ist ausreichend, geringere Tierbestände drücken auf die Nachfragemenge nach Schroten und der Blick auf die kommende europäische Ernte dürfte ebenfalls in der Zeit bis zur Ernte für Preisdruck sorgen.