Die Ölsaatenmärkte zeigten sich in der nun auslaufenden Woche freundlich. Raps legte deutlich zu. Standen im meistgehandelten November-Termin an der Börse in Paris am vergangenen Freitag noch ein Schlusskurs von 448,25 Euro/t auf der Anzeigetafel waren es gestern zur Schlussglocke 481,25 Euro/t. Gestützt wird der Rapsmarkt von mehreren Seiten. So zogen auch die Notierungen für Sojabohnen und Sojaschrot in dieser Woche spürbar an und im WASDE-Report senkte das USDA die globale Ernteprognose leicht. Auch in Europa erwartet das Ministerium etwas weniger Raps, liegt mit seinen 20,2 Mio. Tonnen aber noch über den 19,9 Mio. Tonnen, die die EU-Kommission für die kommende Ernte prognostiziert. Erhöhte Prognosen gibt es hingegen für die Ukraine. Hier rechnet das USDA mit einer Ernte von 4 Mio. Tonnen. Auch der europäische Prognosedienst MARS hatte in einem Sonderbericht eine gute ukrainische Rapsernte vorhergesagt, jedoch fragen sich auch hier in Deutschland die Händler, ob genügend Kapazitäten zur Lieferung der Mengen über die Landwege zur Verfügung stehen. In der kommenden Woche läuft das laufende Exportabkommen für die Ukraine aus. Die Zeichen, die zuletzt aus Russland gesendet wurden, deuteten weiterhin nicht darauf hin, dass das Abkommen in die Verlängerung gehen wird. In Kanada sind die Prärie-Staaten weiterhin von trocknem und warmem Wetter geprägt. Entsprecht groß werden die Sorgen um die Bestandsentwicklungen und die Bestandsqualitäten. Für Kanada rechnet das USDA im der Juli-WASDE mit einer Ernte von 20,3 Mio. Tonnen. Für den wichtigsten Lieferanten im letzten Wirtschaftsjahr Australien gehen die Analysten des US-Agrarministerium von einer Erntemenge von 4,9 Mio. Tonnen aus, im Vorjahr betrug die Ernte noch rekordverdächtige 8,3 Mio. Tonnen.
Für Sojabohnen bleibt die Woche volatil. Am Mittwoch ging es nach der Veröffentlichung des WASDE-Reports gen Süden, gestern konnte Soja die Verluste jedoch wieder wettmachen. Zwar wurden in dem WASDE-Report die Produktionszahlen für die USA wie reduziert, jedoch nicht so deutlich, wie es der Markt im Vorfeld erwartet hatte. Die globale Produktion, die im Juni noch auf 410,70 Mio. Tonnen geschätzt wurde, liegt nun bei 405,31 Mio. Tonnen. Insbesondere in den USA wurden deutliche Anpassungen vorgenommen aufgrund der kleineren Anbaufläche und wegen der bisherigen Wetterentwicklung. In den wichtigen Produktionsländern wurden sonst keine weiteren Anpassungen der Produktionen vorgenommen, jedoch wird gleichzeitig ein geringerer Verbrauch erwartet und die Exportpotenziale der USA geringer eingeschätzt. Dass die Sojabohnen am gestrigen Donnerstag wieder zulegen konnten, lag vor allem an den Wetteraussichten und auch anzweifeln, ob die Sojaproduktion in den USA realistisch eingeschätzt wurde. An der Exportfront gab es ebenfalls Unterstützung. Zwar lagen die wöchentlichen Exportsales im Rahmen der Erwartungen, zeigten sich aber solide und gleichzeitig konnte das USDA einen Flash-Sale über 315.000 Tonnen Bohnen an Mexiko verkünden. Auch von den Rohölmärkten kam Rückendwind. In vorbörslichen Handel zeigte sich der Sojakomplex zunächst mit roten Vorzeichen, hat aber im Laufe des heutigen Freitags wieder die Gewinnzone erreicht.
ZMP Live Expertenmeinung
Guten Ertragsprognosen, der Ukrainekrieg, der Exportkorridor, die beginnende Rapsernte in Europa, die Ernte in Brasilien, kleinere Anbaufläche in den USA… die Liste der Themen im Ölsaatenmarkt ist lang und entsprechend volatil bleiben die Märkte. Insbesondere Raps zeigte sich zuletzt sehr schlagzeilengetrieben aber auch die jüngsten USDA-Zahlen haben, so scheint es keine Klarheit in den Sojamarkt gebracht. Wie auch die Rohölmärkte derzeit immer wieder zwischen Förderdrosslungen und Konjunktursorgen auf der einen und hohen Verbraucher trotz Inflation auf der anderen Seite hin und her schwanken, so zeigen sich auch die Ölsaatenmärkte zwischen den Schlagzeilen und Argumenten hin und her gezogen und dürften an ihrer Volatilität nichts einbüßen.