Auf Wochensicht zeigt sich Raps an der Euronext/Matif etwas schwächer. Der Frontmonat November notierte gestern mit einem Schlusskurs von 471,50 Euro/t und damit 3 Euro tiefer als am Freitag vergangener Woche. Mit Start in den heutigen Handelstag zeigen sich bis zum frühen Mittag leicht positive Tendenzen. Im Tageshoch konnten im November-Termin bereits 475,00 Euro/t gehandelt werden. Canola in Winnipeg konnte in dieser Woche ebenfalls zulegen. Vor allem die trockenen Wetteraussichten in der kanadischen Prärie, aber auch positive Vorgaben vom Sojamarkt haben Canola anziehen lassen.
Wie auf den Getreidemärkten spielen auch beim Raps die aktuellen geopolitischen Entwicklungen eine Rolle in der Preisentwicklung. Am Mittwoch wurde Berichte bekannt, wonach Russland einen ukrainischen Donauhafen attackiert hat. Die Transportkapazitäten für diesen Hafen sind damit um rund 25 Prozent geringer als üblich. Zerstört wurden nach Angabe der Regierung 13.000 Tonnen Getreide. Der Deutsche Bauernverband hat Mitte der Woche seine Erntebilanz präsentiert und schätzt die hiesige Rapsproduktion auf etwas mehr als 4 Mio. Tonnen und damit etwas weniger als im Vorjahr – trotz Flächenausdehnung. Der Deutsche Raiffeisenverband hat bereits in der letzten Woche eine Ernte von 4,07 Mio. Tonnen prognostiziert. Der EU-Prognosedienst MARS senkte für Europa seine Erwartungen an die durchschnittlichen Hektarerträge gegenüber der Juli-Prognose auf 3,19 t/ha. Damit wird weniger Ertrag geerntet als im Vorjahr, der langjährige Durchschnitt, der bei 3,1 t/ha liegt, aber leicht überschritten. Gute Ernte werden nach wie vor in Frankreich, in Polen und in Ungarn erwartet, südlichere Anbauländer haben wegen der Hitzeentwicklung aber deutlich Einbußen zu verzeichnen.
Die Sojabohnen konnten in dieser Woche an Wert gewinnen. Auch Sojaschrot zeigt sich teurer als vor einer Woche. Insbesondere die Wetteraussichten im Mittleren Westen und im Corn-Belt treiben die Sojapreise weiter an. Für das Wochenende und die kommende Woche sind hohe Temperaturen gemeldet, Niederschläge fehlen. Der Branchenverband Pro Farmer ist derzeit auf Feldtour. In den bisherigen Zwischenergebnissen zeigen sich unterschiedliche Prognosen. So werden für Iowa etwas leicht überdurchschnittliche Hektarerträge erwartet, in Ohio dürften diesen jedoch deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Unterstützung kommt zudem vom Exportmarkt. Das USDA konnte vereinzelt Flash-Sales veröffentlichen und den der wöchentlichen Statistik zu den Exportverkäufen wurde die Erwartung der Analysten übertroffen. Vor allem China hat wieder mehr US-Bohnen eingekauft. Was bleibt ist die preisliche Konkurrenz aus Südamerika. Jedoch scheint es vermehrt Probleme in der Verladung in brasilianischen Häfen zu geben, weswegen Käufer wieder vermehrt auch nach Bohnen und Mais aus den USA Ausschau halten.
Die gestiegenen Sojaschrotnotierungen in Chicago spiegeln sich auch in den Kassamarktpreisen in Deutschland wider. Kostete Sojaschrot umgerechnet am vergangenen Freitag an der CBoT m Oktober-Kontrakt noch 396,52 Euro/t waren es zur Schlussglocke gestern 422,63 Euro/t.
Ölsaaten-Aktualisieren,
Update Ölsaaten vom Dienstag, 29.08.2023
Die Rapskontrakte an der Euronext/Matif konnten gestern noch mit positiven Vorzeichen in die neue Woche starten, werden am heutigen Dienstag jedoch wieder gen Süden geschickt. Zuletzt hat die EU-Kommission ihre Prognose für die europäische Rapsernte nochmals leicht nach unten angepasst und rechnet mit einer Erntemenge von 19,09 Mio. Tonnen. Im Juli waren noch 19,4 Mio. Tonnen erwartet worden. In der vorläufigen Erntebilanz des Bundeslandwirtschaftsministeriums rechnen die Experten des BMEL mit einer Rapsproduktion in Deutschland von 4,2 Mio. Tonnen. Damit liegt die Ernte um rund 3 Prozent geringer als im Vorjahr und das obwohl die Anbaufläche nochmals gestiegen ist. Dieser Trend wurde jedoch auch im Vorfeld bereits beispielsweise vom Deutschen Raiffeisenverband erwartet. Insbesondere die Wetterlage im Mai und Juni hat die Rapserträge negativ beeinträchtigt. Dennoch fällt die diesjährige Ernte wegen der höheren Anbaufläche um rund 13 Prozent höher aus, als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2022. An den Kassamärkten ist es weiterhin relativ ruhig. Insbesondere Ölmühlen zeigen sich weiterhin gut eingedeckt – auch mit Restmengen aus der Vorjahresernte. Das Importvolumen beziffert die EU-Kommission zuletzt mit 5 Mio. Tonnen. Im Vorjahr wurden etwas mehr als 7 Mio. Tonnen Raps in die Europäische Union eingeführt. Die Canolakontrakte an der ICE gaben gestern leicht nach, legen aber im heutigen Handel bereits wieder zu.
Der Sojamarkt konnte mit deutlichen Aufschlägen gestern den ersten Handelstag der neuen Woche beenden. Sowohl Schrot als auch Öl sowie die Sojabohnen selbst legten zu. Auslöser waren insbesondere die weiterhin trockenen Temperaturen in den wichtigsten Anbaugebieten der Vereinigten Staaten aber auch die Bekanntgabe durch das USDA, dass ein unbekannter Käufer rund 296.000 Tonnen Sojabohnen der alten Ernte eingekauft hat, stützte den Markt. Heute tendieren die Preise wieder schwächer, die Gewinne des Vortrages werden dabei aber nicht aufgezerrt. Im Crop-Report, der gestern nachbörslich veröffentlicht wurden 58 Prozent der Bestände in die beiden besten Kategorien eingestuft, Marktanalysten hatten lediglich mit 56 Prozent gerechnet.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Wetteraussichten treiben die Sojapreise gen Norden. Für die kommende Woche soll es im Mittleren Westen weiterhin heiß und trocken bleiben. Da rückt die preisliche Konkurrenz aus der Rekordernte in Brasilien in den Hintergrund. Mit der fast beendeten Rapsernte in Europa spricht zwar grundsätzlich einiges dafür, dass die Notierungen etwas nachgeben sollten. Wie aber schon in den letzten Jahren wird Raps auch in den kommenden Wochen vor allem Schlagzeilengetrieben sein. Der Markt verspricht Volatilität.