Stickstoffpreise auf Talfahrt – mit Bremsspuren
Mit dem Auslaufen der vorjährigen Düngesaison haben die Stickstoffpreise eine rasante Talfahrt hingelegt. Hintergrund war eine Stagnation bei der Nachfrage mit Schwerpunkt in Indien, das Bestreben, mit dem Verbrauchsende die Läger möglichst zu räumen und auch der eindeutige Rückgang der Getreidepreise.
Mit Beginn des neuen Düngewirtschaftsjahres haben sich die Stickstoffpreise zunächst wieder ein wenig gefangen. Aber ob bereits ein Wiederanstieg der Preisforderungen zur Deckung der Lagerkosten durchgesetzt werden kann, ist noch zweifelhaft.
Aus langjährigen Beobachtungen ist bekannt, dass die Preisbildung der wenigen Stickstoffanbieter sich nach mono-/oligopolistischem Muster verhalten. Die primäre Orientierung bilden dabei nicht die Kostenentwicklung am Hauptkostenträger Erdgas, sondern die Getreidepreise. Die Grafik verdeutlicht eindrucksvoll eine trendmäßige Parallelität zwischen Getreidepreisen und den Kursen für das Leitprodukt Harnstoff, während die Erdgasnotierungen gegenläufige Entwicklungen aufwiesen.
Zurzeit steht die Getreidewirtschaft noch am Anfang eines neuen Wirtschaftsjahres. In Erwartung einer Rekordernte 2013/14 geben die Preise weiter nach. Bei diesen Vorgaben wird es schwer fallen, in absehbarer Zeit höhere Düngemittelkurse durchzusetzen. Tatsächlich konzentrieren sich die potenziellen Lagerhalter zunächst auf die bevorstehende Ernte. Erst danach wird sich das Interesse wieder auf das Düngegeschäft des kommenden Frühjahres konzentrieren. Alternativ dazu müssten attraktive Lagerrabatte eingeräumt werden, was eher zur weiteren Preissenkung beiträgt.
In Nordamerika erwartet man 2013/14 einen Maispreisbedingten Rückgang der Nachfrage, während für Indien wieder ein Zuwachs von 5 % unterstellt wird. Insgesamt veranschlagt die Internationale Vereinigung der Düngemittelindustrie (IFA) in Ihrer Juni-Veröffentlichung einen Zuwachs von 2,3 %.
Der Ausbau der Düngemittelindustrie hält unvermindert an. Daher wird für die kommenden Jahre mit einem steigenden Angebot gerechnet, das zu leichten Überständen neigt. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens auf dem Stickstoffsektor ist das Exportverhalten Chinas. Dem steht direkt gegenüber das weltgrößte Importgebiet Indien. Die Geschäfte zwischen diesen beiden Marktpartnern bestimmt in weiten Bereichen auch das übrige Marktgeschehen. Das chinesische Angebotsverhalten ist je nach Eigenversorgungs-ansprüche häufig nicht voraussehbar und sorgt für starke Preisschwankungen.
China senkt für eine begrenzte Zeit ab Juli 2013 seine Ausfuhrsteuern auf Harnstoff. Bis zum Ende des Jahres 2013 soll die Produktionskapazität um 23 % erhöht worden sein. Es wird erwartet, dass die chinesischen Düngemittelproduzenten die Chance nutzen werden, den Export zu erhöhen. Das wird sich weltweit auf die Stickstoffpreise auswirken.
Der übliche Düngemittelfrübezug ist um so weniger attraktiv in diesem Jahr