Trotz gestiegener Agrarpreise geht die Zahl der Hungernden zurück.
Die überwiegende Zahl der unterernährten Menschen lebt zu 55 % in Süd- und Ostasien, rd. 25 % in der afrikanischen Süd-Sahara-Zone und nur 16 % in Industrieländern.
Vom Durchschnitt der Jahre 2005 – 07 hat die Zahl der hungernden Maschen von knapp 900 Mio. auf 842 Mio. im Mittel der Jahre 2011-13 abgenommen. Steigendes wirtschaftliches Wachstum in den Schwellenländern hat das Einkommen der Menschen verbessert und in die Lage versetzt, sich ausreichend zu ernähren. Produktivitätssteigerungen im Agrarsektor wurden durch staatliche Hilfen und private Investitionen vorangetrieben. Ein zunehmendes Nahrungsmittelangebot ist für eine steigende Bevölkerungszahl erreichbar geworden.
Aber wirtschaftliches Wachstum allein reicht nicht, wenn nicht für stabile wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse gesorgt wird. Es besteht eine große Übereinstimmung zwischen einer geringen Zahl an Hungernden und stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen bzw. umgekehrt eine hohe Deckungsgleichheit von großer Hungersnot und politisch instabilen Regionen. Um allen Menschen den Zugang zu ausreichend Nahrung zu gewährleisten, sind soziale Ausgleichsmaßnahmen und ein breiter Zugang zu den Grundlagen der Nahrungsmittelerzeugung auf den Weg zu bringen.
Besonders interessant ist die Feststellung, dass die rückläufige Zahl der Hungernden auch in einer Zeit stark steigender Agrarpreise stattgefunden hat. Man hätte das Gegenteil erwarten können. Die Auflösung dieses scheinbaren Widerspruchs besteht darin, dass hohe Agrarpreise auch eine produktionssteigernde Wirkung entfalten. Wenn ausreichend rentable Agrarpreise nicht nur vorübergehend, sondern nachhaltig bzw. verlässlich sind, lohnen sich Investitionen zur Steigerung der Nahrungsmittelerzeugung. Aber es bedarf auch des zusätzlichen Anschubs durch Kapitalbereitstellung zur Beschaffung der notwendigen Betriebsmittel, um Lebensmittel überhaupt erzeugen zu können.
Das ehrgeizige Ziel des Weltnahrungsmittelgipfels 1996, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, wird zwar nicht erreicht, aber die Entwicklung dahin ist auf gutem Wege. Es gilt die Anstrengungen zu verstärken, ein breit gestreutes wirtschaftliches Wachstum unter stabilen gesellschaftspolitischen und sozial verträglichen Verhältnissen mit einem breiten Zugang zu den Ressourcen zu fördern. Das gilt insbesondere für 75 % der Hungernden, die auf dem Lande leben.