Russlands Schweinefleischmarkt - unfreiwilliger Konsumverzicht führt zur Autarkie
Das jahrelange Bestreben Russlands, von Schweinefleischimporten unabhängig zu werden wird bald Wirklichkeit. Allerdings geschieht diese Entwicklung auf eine Art und Weise, die für westliche Maßstäbe ungewöhnlich verläuft.
Der in der Vergangenheit einkommensbedingt stetig steigende Verbrauchszuwachs geht jetzt um die fehlenden Importe zurück. Zunächst waren die Einfuhren aus den größten Ausfuhrgebieten der Welt durch politische Aktionen motiviert. Aber schon bald stellt sich heraus, dass die russische Kaufkraft infolge halbierter Energiepreise und Rubelkurse nicht mehr reicht, irgendwo auf der Welt Schweinefleisch in nennenswerten Mengen importieren zu können.
Der Versuch aus Brasilien – als zugelassenes Lieferland - Schweinefleisch zu importieren ist weitgehend an der Preisfrage gescheitert.
Dagegen versucht Russland schon fast 10 Jahre lang die Inlandserzeugung mit staatlicher Unterstützung zu steigern. In der Vergangenheit reichten die Erzeugungsanstrengungen nicht ganz dazu aus, mit der wachsenden Nachfrage Schritt zu halten. Im Höhepunkt 2013 lagen die steigenden Schweinefleischeinfuhren bei 1 Mio. t, davon rd. 750.000 t aus der EU.
In den letzten 5 Jahren ist eine Zunahme der Eigenerzeugung um rd. ein Drittel festzustellen. Entscheidend für die zunehmende russische Selbstversorgung mit Schweinefleisch ist jedoch der durch fehlenden Import rückläufige Verbrauch.
Die russische Schweinefleischerzeugung soll zwar weiter ausgebaut werden. Aber die finanziellen Mittel werden aufgrund der halbierten Deviseneinnahmen aus dem Rohöl- und Erdgasverkauf immer knapper. Eine Fortsetzung der staatlichen Förderung wird nicht mehr wie in der Vergangenheit uneingeschränkt möglich sein.
Eine abnehmende russische Bevölkerung und ein niedrigeres Einkommen werden die Notwendigkeit einer starken Produktionssteigerung von Schweinefleisch auf absehbare Zeit in Grenzen halten. Dennoch wird eine überschaubare Zahl russischer Großunternehmen auf weiteres Wachstum setzen. Dem steht jedoch eine Vielzahl von aufgebenden Hinterhofhaltungen gegenüber.
Die Aussichten auf ein internationales Exportgeschäft werden zwar bereits anvisiert, sind aber noch Zukunftspläne. Russland liegt zu marktfern, um in ein internationales Frischfleischgeschäft einsteigen zu können. Weniger wertvolle fettreiche Teilstücke sind in den anspruchsvollen Industrieländern kaum unterzubringen. Tatsächlich richtet sich das Augenmerk vorerst auch mehr auf den Absatz in den benachbarten Länder.