Agrarmärkte 2015: Schweinefleischmärkte in bedeutenden Regionen der Welt
Der weltweite Schweinefleischmarkt hat in den letzten Jahren Wachstumsraten von 1,5 % bis 2 % sowohl bei der Erzeugung wie beim Verbrauch aufzuweisen. Als überwiegendes Frischfleischgeschäft entstehen keine nennenswerten Überhangbestände.
Für das Jahr 2015 prognostiziert das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) allerdings nur eine Steigerung von 1,1 %. Dazu werden die Entwicklungen in bedeutenden Produktions- und Verbrauchsländern aufgezeigt:
- · Chinas weltgrößte Schweinehaltung hat im 1. Halbjahr 2014 hohe wirtschaftliche Verluste infolge niedriger Schweinepreise im Verhältnis zu hohen Futterkosten gehabt. Die Sauenbestände wurden um 9 % mit Schwerpunkt in den Hinterhofhaltungen reduziert. Die fehlende Ferkelerzeugung konnte durch andere Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung nicht wieder voll ausgeglichen werden. Die Prognosen für 2015 lauten auf eine unterdurchschnittliche chinesische Produktionssteigerung von 1,5 %. Der Nachfragezuwachs wird jedoch auf unverändert hohe +2,2 % geschätzt. Die Folgen sind höhere Schweinefleischeinfuhren Chinas und Hongkongs, die die Größenordnung von 1,35 Mio. t bzw. einem Zuwachs von +17 % erreichen sollen. Damit setzen sich die Chinesen an die Weltspitze der Einfuhrländer noch vor Japan mit 1,25 Mio. t und Russland mit ehemals 0,9 Mio. t.
- · Das zweitgrößte Erzeugungs- und Exportgebiet die Europäische Union wurde 2014 durch die russischen Importsperren schwer getroffen. Die EU-Binnenmarkt-Nachfrage stagniert seit Jahren. Der rd. 10%ige Exportüberschuss hat nach dem Wegfall der Russland-Exporte teilweise Absatzalternativen im asiatischen Raum u.a. Japan, Südkorea und Philippinen gefunden. Die EU-Preise fielen auf ruinöse Werte weit unterhalb vom mehrjährigen Durchschnitt von 1,55 €/kg. In fast allen EU-Mitgliedstaaten stagniert die Schweineproduktion. Für das Jahr 2015 rechnet die Expertengruppe der EU mit einem minimalen Rückgang von - 0,15 %. Die jüngste Schweinezählung in Deutschland unterstützt diese Einschätzung.
Es wird nicht damit gerechnet, dass die russische Importsperre aufgehoben wird, weil aller Voraussicht nach die Auslöser Afrikanische Schweinepest und Ukraine-Konflikt über das ganze Jahr 2015 wirksam bleiben. Selbst im Falle einer Grenzöffnung würden die denkbaren Ausfuhren in Richtung Russland nur sehr gering ausfallen, denn die dortige Einkommenslage und die um 70 % reduzierte Kaufkraft der russischen Währung machen Schweinefleischeinfuhren fast unerschwinglich teuer. Die EU wird weiterhin die kostenaufwändige Suche nach Absatzalternativen fortsetzen müssen. Die EU-Schweinepreise bleiben weiter unter Druck mit einigen saisonalen Aufbesserungen in der Grillphase.
- · Das weltweit drittgrößte Erzeugungsgebiet mit einer Spitzenstellung im Schweinefleischexport die USA haben 2004 von Höchstpreisen und Rekordgewinnen infolge der PEDv-Seuche und knappen Rindfleischaufkommens profitiert. Die jüngsten Viehbestandserhebungen lassen für 2015 eine Produktionssteigerung zwischen 4% bis 5,5 % erwarten. Unsicher bleibt das Ausmaß der tödlichen Durchfallerkrankung bei Saugferkeln (PEDv) mit Schwerpunkt in den kalten Monaten Jan. und Febr. 2015. Allerdings sollen intensivierte Vorsorgemaßnahmen das Problem besser in den Griff bekommen als im letzten Jahr mit Ferkel-Ausfallraten bis zu 15 %.
Die Schweinefleischnachfrage in den USA wird sowohl im In- wie Ausland weiterhin hoch eingestuft. Anhaltend fehlende Rindfleischmengen in den USA werden zu einem beachtlichen Teil durch Schweinefleisch ersetzt. Mit wieder durchschnittlichen US-Schweinepreisen 2015 wird die Konkurrenzfähigkeit im Auslandsgeschäft wieder besser, so dass mit steigenden US-Exportmengen kalkuliert wird.
- · Die großen Hoffnungen Brasiliens (an 4. Stelle im globalen Schweinefleischmarkt) auf das Russlandgeschäft sind stark gesunken. Als größeres Ausfuhrland sollte Brasilien seine Exporte von 580.000 auf 700.000 t im Jahre 2015 steigern und einen wesentlichen Teil der durch die Einfuhrsperre ausgefallenen russischen Importe ersetzen. Die Ansätze waren auch vorhanden, aber nachfragebedingt gestiegene brasilianische Schweinepreise, hohe Transportkosten und zuletzt der Verfall des russischen Rubel bringen das Geschäft zum Erliegen. Die Folge sind wieder fast „normale“ Schweinepreise in Brasilien und die brasilianische Suche nach Absatzalternativen auf Importmärkten wird wieder verstärkt. Diese Bemühungen setzen die übrigen Schweinefleischexportstaaten wie die USA, die EU und Kanada unter Angebotsdruck.
Fazit: Der globale Schweinefleischmarkt 2015 wächst nur halb so stark wie in früheren Jahren. Größeren Zuwachs erwartet man nur in den USA, wo aufgrund des typischen Preiszyklusverhaltens mit einer beachtlichen Angebotsausdehnung gerechnet wird. In der EU bleiben die Mengen weitgehend unverändert. Der unterdurchschnittliche chinesische Produktionszuwachs reicht für die Verbrauchssteigerung nicht aus. China wird 2015 deutlich mehr Schweinefleisch importieren und gleicht teilweise den Importausfall Russlands wieder aus. Die fehlende Kaufkraft in Russland verursacht einen anhaltenden Nachfragerückgang für 2015, von dem die EU am stärksten betroffen bleibt. Absatzalternativen in anderen Ländern müssen über den Preis erobert werden. Konkurrenten sind die großen Exportgebiete USA, EU, Kanada und Brasilien mit zusammen einem Handelsanteil von rd. 85 %.