Auswertung der Viehzählungsergebnisse vom 03. Mai 2013 – 2,5 % weniger Schweine, 6,2 % weniger Sauen in Deutschland
Die Viehzählungsergebnisse vom Stichtag 3. Mai 2013 liefern mittlerweile wieder robustere Daten als in der bisherigen Übergangsphase zur neuen Erhebungsmethodik, auch wenn der Umstellungsprozess noch nicht in vollem Umfange abgeschlossen ist. Insbesondere die Vergleichbarkeit mit dem Vorjahresergebnis Mai 2012 steht auf verlässlicheren Beinen.
Die Zahl aller erfassten Schweine wurden mit 27,4 Mio. Stück (Vorjahr 28,13 Mio.) gezählt. Das entspricht einem Rückgang von 2,5 % zum Vorjahresmonat.
Die Zahl der Sauen ist von 2,17 Mio. um 135.200 Sauen auf 2,037 Mio. gefallen bzw. 6,2 %. Bei einer unterstellten leicht unterdurchschnittlichen Leistung von 22 Ferkeln je Sau und Jahr in den aufgegebenen Beständen fehlen damit rd. 3 Mio. Ferkel aus dem Inlandsaufkommen. Nach der derzeitigen Entwicklung der Ferkelimportstatistik ist davon auszugehen, dass Ferkeleinfuhren aus den Niederlanden und Dänemark stagnieren bzw. mit Jahresbeginn 2013 spürbar zurückgegangen sind. Weitere Leistungssteigerungen der Ferkel je Sau und Jahr fallen nur noch gering aus. Für eine volle Kompensation der ausgefallenen Ferkelzahlen müsste eine Leistungssteigerung von 1,46 Ferkel je Sau und Jahr erreicht werden. Das ist höchst unwahrscheinlich.
Eine Bestätigung dieser Entwicklung lässt sich stichprobenartig an den Meldezahlen der gehandelten Ferkel in Nordwest- und Süddeutschland ablesen, deren Rückgang zwischen 3 und 4 % in der Zeitspanne Januar bis Mai 2013 ermittelt worden ist. Eine weitere indirekte Absicherung stammt aus den in jüngerer Zeit rückläufigen Schlachtzahlen der meldepflichtigen Schlachtunternehmen deutlich unterhalb der 1 Mio.-Grenze je Woche.
In den einzelnen Bundesländern sind die Sauenbestandsentwicklungen sehr unterschiedlich verlaufen. Im Jahresvergleich haben 80 % des Sauenrückganges in den Ländern Niedersachsen (- 47.600 Sauen bzw. -8,5 %), Bayern (-24.200 Sauen bzw. - 8,45 %), NRW (- 20.400 Sauen bzw. - 4,5 %) und in Baden-Württemberg ( - 17.000 Sauen bzw. - 8,6 %) stattgefunden. Beachtlich hoch ist auch der Bestandsabbau im Land Sachsen mit - 9.600 Sauen bzw. - 12,3 %. Auf der anderen Seite wurden in Mecklenburg-Vorpommern die Sauenbestände um + 7.400 Tiere bzw. + 8,3 % aufgestockt, vermutlich als Effekt der länderspezifischen Investitionshilfe, bleibt aber ein Einzelfall.
In der Bestandsgrößenklassen unter 100 Sauen sind über 22 % der Sauenhaltungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingestellt worden, während in den oberen Einheiten sogar kleine Zuwächse erreicht wurden, die aber bei weitem nicht ausreichen, den Rückgang nennenswert zu bremsen.
Man darf zu Recht vermuten, dass die ungünstigen Ferkelpreise früherer Jahre und die Tierhaltungsverordnung ab 1. Jan 2013 einen erheblichen Beitrag zur Verringerung der Sauenzahlen beigetragen haben. Eine Bestätigung des starken Effektes der neuen Tierhaltungsverordnung gewinnt man durch den Vergleich mit der Nov-2012-Zählung. In der Zeitspanne bis Mai 2013 sind 9,9 % der Sauenhaltungen von 15 % im Jahresvergleich eingestellt worden.
In der Sparte der Mastschweinehaltungen zeigt sich im Bundesdurchschnitt mit – 0,1 % zwar wenig Bewegung, aber in den einzelnen Bundesländern hat es erhebliche Veränderungen gegeben. Mit – 49.400 Mastschweinen verzeichnet Niedersachsen den absolut höchsten Bestandsrückgang, macht aber nur 1,1 % der niedersächsischen Mastschweine aus. Das zweitgrößte Gebiet NRW hat seinen Mastbestand um 77.400 erhöht, entsprechend einem Zuwachs von 2,4 %. Eine Erhöhung der Kapazität um + 46.200 bzw. + 6,7 % wurde in Schleswig Holstein ermittelt. Den höchsten prozentualen Rückgang der Mastschweine verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern mit -12,6 % (- 37.900), während Thüringen mit + 9,4 % (= 17.800) die höchste Prozentsteigerung erreicht.
Die z.T beachtlich hohen Auf- und Abstockungen der Mastschweinebestände sind überwiegend eine Folge von Umstrukturierungsmaßnahmen, während Neuinvestitionen eher von geringerer Bedeutung sind. Es fällt auf, dass die starken Veränderungen der Sauenbestände häufig mit gegenläufigen Mastbestandsveränderungen einhergehen. Das findet man ausgeprägt in Baden-Württemberg mit dem Rückgang der Sauenzahlen und dem Anstieg der Mastschweine; ebenso in Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen. In Mecklenburg-Vorpommern verlief der Umstellungsprozess in umgekehrter Richtung.
Fazit:
Die Viehzählung vom Mai 2013 hat einen erheblichen strukturellen Wandel in der deutschen Schweinehaltung zutage gefördert. Hinter den beruhigenden Durchschnittszahlen verbergen sich gravierende strukturelle Umstellungsprozesse. Der Entwicklung zu größeren Bestandseinheiten hat sich beschleunigt. Je nach regionalen Standortverhältnissen stellt sich eine zunehmende Schwerpunktverlagerung zwischen der Sauen- und Mastschweinehaltung heraus. Die deutsche Sauenhaltung ist eindeutig rückläufig mit der Folge geringeren Ferkelaufkommens, das auf absehbare Zeit nicht ausgeglichen werden können. In Anbetracht eines Mastkapazitäten-Überhanges werden Ferkel knapp und - relativ gemessen am Schweine- und Futtermittelpreis - teuer bleiben.