Wie preisorientiert importiert China Schweinefleisch?
Spätestens mit dem Jahre 2015 hat China begonnen, seine Schweinefleischimporte mit überdurchschnittlichen Steigerungsraten zu erhöhen. Hintergrund ist die aus wirtschaftlichen Gründen reduzierte Eigenerzeugung mit der Abstockung von 20 % der Sauenbestände. Die fehlende Rentabilität kam durch staatlich garantierte Höchstpreise für Getreide und Futtermittel weit über internationalen Niveau auf der einen Seite und nicht entsprechend hohen Schweinepreisen auf der anderen Seite zustande. Dennoch bleibt die Nachfrage hoch, so dass chinesische Schweinepreise in der Folgezeit deutlich über 3,30 € je kg gestiegen sind.
Die Schweinefleischeinfuhren Chinas konzentrierten sich in der Vergangenheit weitgehend auf weniger wertvolle Teilstücke, die in anderen Ländern teilweise Entsorgungscharakter besitzen. In der Zwischenzeit werden auch Teilstücke vom Schwein importiert, die sich im knappen Mittelfeld der Preisskala befinden.
Bei der Wahl der Herkunftsländer erhielt die EU eine besondere Vorrangstellung. Mit monatlichen 120.000 t erreichten die ausgewählten EU-Lieferländer eine dreifach höhere Zuschlagsmenge als die USA. Andere Exporteure wie Brasilien und Kanada wurden zwar auch angezapft, erreichten aber bei weitem nicht den Umfang der EU-Mengen. Erst in jüngerer Zeit profitieren die USA mit steigenden Ausfuhren nach China in einem überschaubaren Bereich.
Es stellt sich die Frage nach den Vorteilen der EU-Ausfuhren für China. Dabei steht neben bestimmten hygienischen, qualitativen und logistischen Anforderungen insbesondere die Preisfrage im Vordergrund.Für einen Preisvergleich müsste man die Kurse der Teilstücke je nach Herkunftsgebiet miteinander vergleichen. Dazu liegen jedoch kaum Informationen vor. Exporterlöse im Durchschnitt der Teilstücke aus der EU lassen sich zwischen 1,15 bis 1,49 €/kg. beziffern.
Einen signifikanten Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen US- bzw. EU-Preisen und den steigenden Exportmengen aus den jeweiligen Gebieten herzustellen, gelingt nicht. Die Preisdifferenzen zwischen den USA und der EU unterschieden sich in der Vergangenheit im Wesentlichen durch die größeren saisonalen Schwankungen in den USA.
Angesichts des jüngsten Auseinanderdriftens der Schweinepreise zwischen den USA und der EU ist die Frage nach der Preiselastizität der chinesischen Importnachfrage wenig griffig zu erklären. Es kann nur vermutet werden, dass die chinesischen Importe aus den USA aufgrund des Preisvorteils zu Lasten der EU-Lieferungen tendenziell verstärkt werden.
Ein Hindernis für die US-Exporte nach China ist das Ractopamin-Problem, ein Wachstumsförderer der in China nicht zugelassen ist. Allerdings können sich die US-Betriebe darauf einstellen.
Ein weiterer Hemmfaktor könnte aus der Konfliktsituation der US-Klage gegen China wegen überhöhter Agrarsubventionen entstehen. Die Klage vor dem WTO-Schiedsgericht könnte zu einer politisch motivierten chinesischen Gegenreaktion verminderter Agrarimporte aus den USA führen. Über eingeschränkte Sojaeinfuhren hinaus könnte ein chinesischer Boykott auch bei Schweinefleisch praktiziert werden.
Auch wenn aus dem vorliegenden Datenmaterial keine schlüssigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Preisen und Einfuhrmengen hergeleitet werden kann, ist davon auszugehen, dass ein Anpassungsprozess stattfinden wird. Erste Anzeichen stagnierender chinesischer Importmengen deuten an, dass weitere Steigerungen der Schweinefleischeinfuhren wie in der Vergangenheit eher nicht zu erwarten sind. Inwieweit tatsächlich ein Austausch der Importe aus den preisgünstigen USA zu Lasten der relativ teuren EU stattfinden wird, wird man abwarten müsen.
Bei steigenden EU-Schlachtzahlen in der Herbst-/Winterperiode und stagnierenden Export werden die EU-Schweinepreise ihr hohes Niveau kaum halten können.