Dänemark versucht Alleingang beim russischen Importstopp.
Die dänische Regierung ist nicht mehr gewillt, den taktierenden Verhandlungen zur russischen Grenzöffnung für Schweinefleischimporte länger zuzusehen. Die EU-Kommission habe genug Zeit gehabt, nach Lösungen für ASP-unverdächtige EU-Exporte in Richtung Russland zu suchen, meint ein dänischer Regierungssprecher. Die EU-Klage vor der Welthandelsorganisation zögere eine mögliche Lösung noch weiter hinaus.
Außerdem sollte die unselige Vermischung mit dem Ukraine-Konflikt auf der oberen politischen Ebene aus der Sache herausgehalten werden.
Dänemark habe seit Ende Jan 2014 zwischen 4 bis 10 Mio. € an Fleischexporten nach Russland verloren. Im Vorjahr 2013 habe man für 1,4 Mrd. € nach Russland geliefert. Verluste in dieser Größenordnung könne sich ein kleines Land auf Dauer nicht leisten.
Dänemark wolle in bilateralen Gesprächen mit Russland nach einem Ausweg suchen. Das Land kann eine jahrzehnlange Periode mit hygienisch einwandfreien Fleischlieferungen ohne Seuchenfälle vorweisen. Nirgendswo sonst werden die veterinärrechtlichen Bedingungen so streng gehandhabt wie in Dänemark, heißt es. Bei einem Selbstversorgungsgrad von über 650 % bestehe ein hohes Eigeninteresse an einwandfreier Erzeugung, Verarbeitung und Versand von Fleischwaren jeglicher Art.
Man stellt sich ein bilaterales Lieferabkommen zwischen Dänemark und Russland über die Dauer von 10 Jahren vor. Dänemark sei in der Lage, die Forderungen Russlands hinsichtlich Qualität und Quantität sofort zu erfüllen.
Andererseits sieht man sich bei einem solchen Vorgehen einem Bruch des EU-Rechts gegenüber gestellt. Noch im Laufe des Monats Mai sollen Sondierungsgespräche zwischen der Fleischbranche und dänischen Regierungsvertretern stattfinden und nach möglichst schnellen Kompromissen gesucht werden.
Auf russischer Seite macht sich das Rohstoffdefizit für die Herstellung von Wurstwaren zunehmend negativ bemerkbar. Eine kleine Zwischenlösung könnte den Russen entgegen kommen, ohne entscheidende politische Positionen aufgeben zu müssen.