Schweinepreise in 90 % iger Beziehung zu den Schlachtzahlen
Greift man sich aus dem umfangreichen Datenmaterial zum Schweinefleischmarkt das Wirtschaftsjahr 2014/15 hinsichtlich wöchentlicher Schlachtzahlen und V-Preise heraus, kommt ein erstaunlich enges Beziehungs-Verhältnis zustande. Die Korrelationsrechnung ergibt einen Koeffizienten von -0,9, d.h. die Preisveränderungen reagieren zu 90 % mit gegenläufiger Entwicklung zu den Schlachtmengen.
Allerdings sind einige Anpassungen vorzunehmen. Die heranzuziehenden Schlachtzahlen werden aus einem gleitenden 3-Wochen-Durchschnittswert gebildet und zeitversetzt zum jeweils jüngsten V-Preis in Beziehung gesetzt.
Der Betrachtungszeitraum wurde bewusst gewählt, um die Verwerfungen bis Mitte des Jahres 2014, die durch den Russland Importstopp entstanden sind, auszuklammern. Auf diese Weise konnten die preisbeeinflussenden Rahmenbedingen weitgehend homogen erhalten werden.
Die Preisentwicklungen lassen sich auf diese Weise nachvollziehen. Das Preistief um den Jahreswechsel steht in einem engen Zusammenhang mit den erhöhten Schlachtzahlen, die die 1 Mio. Stück-Marke deutlich überschritten. Darüberhinaus dürfte die Absatzschwäche um diese Jahreszeit ein gewisse Rolle gespielt haben.
Fallende Schlachtzahlen knapp unter bis knapp über der 1 Mio.-Stück Marke ließen die Schweinepreise von 1,28 bis auf 1,47 €/ kg ansteigen. Dabei dürfte auch die Nachfrageseite der anlaufenden Grillbevorratung eine Rolle gespielt haben. Die PLH-Aktion mit ihren bisherigen 55.000 t weniger wertvoller Teilstücke dürfte nur wenig Gewicht in die Preisschale geworfen haben.
Bei einer Staffelung der Preise und Schlachtzahlen kommt heraus, dass eine gleitende Veränderung von 35.000 Schlachtungen je Woche eine Preisänderung von 0,10 € je kg mit 90 %-iger Wahrscheinlichkeit erwarten lässt.
Vorstehende Beziehungen sind als Orientierungshilfen zu verstehen. Sollten sich die Rahmenbedingungen des Schweinefleischmarktes grundsätzlich verschieben, ist eine Überprüfung dieser Eckpunkte geboten. Eine solch grundlegende Änderung ist weder von Russland her noch im Binnenmarkt zu erkennen.
Bedrohlich bleibt die Afrikanische Schweinepest in Polen und im Baltikum. Der überdurchschnittlich hohe Angebotszuwachs aus den USA wird die Exporte der EU trotz Begünstigung durch den schwachen Euro in Schach halten. Die bisherigen erfolgreichen Anstrengungen, Ersatz für die fehlenden Russlandimporte zu schaffen, stoßen an Grenzen.
Für Preisprognosen ist die Kombination von bisherigen Schlachtzahlen und den Voranmeldungen eine hilfreiche Unterstützung zur Abschätzung kommender Preise. Dabei sollte man auf der Nachfrageseite den saisonalen Verlauf im Blick behalten, allerdings nicht ohne Berücksichtigung der aktuellen Verhältnisse. Historische Erfahrungen liefern wertvolle Anhaltspunkte, können aber nicht 1:1 auf die Gegenwart übertragen werden.
90 % sind keine 100 %, aber deutlich mehr als Stochern im Nebel!