2014: Verstärkter EU-Binnenmarkthandel mit Schweinefleisch
Die russische Importsperre hat dazu geführt, dass vermehrt Schweinefleisch innerhalb der EU gehandelt wurde. Im Jahre 2014 wurden innerhalb der EU-Grenzen rd. 5 Mio. t Schweinefleisch gehandelt, das sind rd. 2 % mehr als im Vorjahr.
Auf der Exportseite bestreiten die 6 Länder Deutschland, Spanien, Dänemark, Belgien. Holland und Frankreich rd. 92 % der Exporte. Allein aus Deutschland wurden knapp 30% der Ausfuhren geliefert. Spanien und Dänemark lieferten jeweils 15 %. Die Benelux-Staaten Belgien und Holland kommen auf Anteile von 13 und 12 %.
Frankreich Handelsbilanz ist zwischen Ex- und Import beinahe ausgeglichen.
Auf der Importseite steht Italien mit einem Einfuhranteil von 20 % an vorderster Stelle in der gesamten EU. Da kaum größere Menge exportiert werden, gehört Italien zu den Nettoimporteuren. Deutschlands Schweinefleischimporte aus den umliegenden Ausfuhrländern stehen an zweiter Stelle. Dennoch bleibt Deutschland ein beachtliches Nettoexportland.
Als größtes Nettoexportland ist Dänemark mit einem Selbstversorgungsgrad von 650 % anzusehen. Allerdings befindet sich die dänische Schweinefleischwirtschaft seit Jahren in einer Stagnationsphase. Die Schweinemsat wird eher zurückfgefahren zugunsten einer noch steigenden Sauenhaltung. Die anfallenden Ferkel werden im Export nach Deutschland und in wachsenden Umfang nach Polen untergebracht.
Polen entwickelt sich seit dem EU-Beitritt immer mehr von einer Exportregion zu einem Nettoimportland. Die eigene Erzeugung ist aufgrund der strukturellen Verhältnisse nur begrenzt wettbewerbsfähig. Eine ähnliche Entwicklung ist im kleineren Tschechien zu beobachten. Die unmittelbare Nachbarschaft zu den leistungsstarken Veredlungszentren in Deutschland hat die tschechische Schweinefleischerzeugung massiv zurückgedrängt.
Dies Beobachtung gilt für fast alle mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten. Das hohe produktionstechnische Leistungspotenzial und die Anforderungen an eine schlagkräftige Vermarktungsstruktur konnten in diesen Ländern neben der westlichen Konkurrenz nur begrenzt ausgebaut werden. Wettbewerbsvorteile wie große Flächen, wenig Umweltschutzauflagen und billige Arbeitskräfte reichen nicht bei einem hochtechnisierten Schweinefleischsektor mit erheblichem Kapitaleinsatz in der gesamten Produktions- und Vermarktungskette.
Die zentrale Lage Deutschlands in der EU hat Vor- und Nachteile zugleich. Exportstarke Nachbarländer im Norden und Westen suchen den einkommensstarken Verbrauchermarkt Deutschlands auf kurzem Wege. Daher stammen die hohen Einfuhrzahlen. Auf der anderen Seite grenzt Deutschland an wachsende Verbrauchsgebiete im Osten an. Bis zum vorigen Jahr gehörte Russland als ein wesentliches Absatzgebiet dazu.
Italiens Schweinefleischerzeugung hat in den letzten Jahren stetig abgenommen. Der Selbstversorgungsgrad ist unter 70 % gefallen. Die Erzeugung konzentriert sich auf die norditalienische Tiefebene mit wenigen Ausdehnungsmöglichkeiten.
Die französische Schweinefleischerzeugung wird zu mehr als 50 % in der Bretagne in einer randständigen Lage betrieben. Die Versorgung pendelt seit Jahren um die 100% Eigenversorgung mit einer leichten Tendenz nach unten.
Für die absehbare Zukunft zeichnet sich aufgrund anhaltend politischer und vorrangig finanzieller Probleme des Drittlandexportes nach Russland ein weiterer Anpassungsdruck im EU-Binnenmarkt ab. Die Ausfuhren in Richtung Asien entwickeln überwiegend eine Mengenentlastung, allerdings auf niedriger Wertschöpfungsstufe. Das preisentscheidende Frischfleischgeschäft des Schweinemarktes ist und bleibt regional eng begrenzt.