Brexit und der Schweinefleischmarkt - kritisch oder harmlos?
Die Abstimmung über einen möglichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat viele Facetten. In Sachen Schweinefleischmarkt sind die zu bedenkenden Folgen besonders interessant.
Der britische Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch liegt bei durchschnittlichen 55 %. Für die Versorgung auf der Insel sind 950.000 t Schweinefleisch in verschiedenen Zubereitungen einzuführen. Dazu kommen noch Lebendimporte von 670.000 Tieren aus Irland, die überwiegend die Grenze nach Nordirland überschreiten.
Mehr als ein Drittel der Einfuhren stammen aus Dänemark. Den Schwerpunkt bilden sog. Bacon-Schweine sowie Bio-Schweine, die auf Stroh gehalten werden.
Holland liefert 28 % der Schweinefleischeinfuhrmengen. Bacon/Ham sind die Hauptartikel.
Aus Deutschland stammen 21 % der britischen Einfuhren. Die Palette reicht von Fleisch über Verarbeitungsteilstücken bis hin zu typischen deutschen Wurstwaren.
Im Falle eines britischen Austrittes aus der EU gilt Großbritannien als Drittland. Dabei werden die Binnenmarktregeln eines ungehinderten Warenverkehrs außer Kraft gesetzt. Inwieweit neue Zölle und Einfuhrvorschriften erlassen werden, ist zwar noch nicht zu Ende gedacht, in jedem Fall wird der Warenaustausch eine zusätzliche Hürde überwinden müssen.
Sollten sich die Absatzmöglichkeiten der traditionellen Exportländer verschlechtern, wird mehr Ware auf den verbleibenden Inlandsmarkt gedrückt. Negative Auswirkungen auf die Preise wären vorprogrammiert.
Bei einem Selbstversorgungsgrad von 55 % wird Großbritannien jedoch ein vehementes Interesse an der Sicherstellung der Versorgung haben, so dass die denkbaren Handelshemmnisse keine große Bedeutung erlangen sollten. Ärgerlich wird es jedoch für einige britische Exportmengen von rd. 200.000 t, die dann unter den protektionistischen EU-Einfuhrregeln kaum die Chance haben, in die EU eingeführt zu werden.
Kurios wird der Handel zwischen Irland und Nordirland. Die Lebendeinfuhren nach Nordirland wird man möglicherweise dulden, aber in der umgekehrten Richtung wird es in jedem Fall infolge der EU-Einfuhrregeln kritisch.