Steigende PEDv-Fälle und fallende Schweinepreise in den USA - wie geht das zusammen?
Die diesjährige Entwicklung der PEDv-Seuche (tödliche Durchfallerkrankung bei Saugferkeln) verläuft glimpflicher als im vergangenen Jahr. Die Epidemie erreicht ihren Höhepunkt regelmäßig in der kalten Jahreszeit, wenn die Hygienemaßnahmen aufgrund gefrierenden Reinigungswassers eine geringere Wirkung erzielen.
Seit Mitte Nov 2014 bis heute sind die Zahlen der neuen Ausbrüche von etwas über 50 auf fast 100 Fälle je Woche angestiegen. Da die kalte Jahreszeit dem Ende zugeht, ist möglicherweise die hochkritische Phase bereits überwunden. Der vorjährige Höhepunkt mit über 300 Fällen je Woche scheint in diesem Jahr wohl nicht erreicht zu werden.
Dennoch sind Ferkelausfälle in einer Größenordnung von 5 bis 7 % zu veranschlagen. Im Vorjahr sind die Schweinepreise schon im Frühjahr von 1,30 €/kg auf 1,65 € je kg gestiegen Im Spätsommer 2014 wurde sogar die Marke von 2 € je kg kurz überschritten, als infolge fehlender Ferkel die schlachtreifen Mastschweine fehlten.
In diesem Jahr gestaltet sich die Preissituation völlig anders. Trotz der immer noch beachtlichen Ferkelausfälle haben die Preise eine Talfahrt von 1,88 €/kg im Dez.-14 auf heutige Werte von knapp 1,20 €/kg erlebt. Die Terminkurse für die Lieferungen in den kommenden Sommermonaten zeigen einen maximalen Anstieg bis auf 1,5 bzw. 1,60 €/kg.
Im Gegensatz zum Vorjahr wird die diesjährige Markteinschätzung von 3 weiteren wichtigen Einflußfaktoren bestimmt.
(1) Die Zahl der Sauen ist nach der Dez.-14-Zählung in den USA um 4,6 % gestiegen. Dadurch wird das Ferkelpotenzial deutlich vergrößert.
(2) Die im Vorjahr als Ausgleich gedachte Erhöhung der Schlachtgewichte um +5 bis + 7 kg wird bis heute ohne große Veränderungen fortgesetzt. Das erhöht zusätzlich das Schweinefleischaufkommen.
(3) Der starke Dollarkurs verringert die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte mit der Folge, dass bei fehlender Steigerung der Inlandsnachfrage Druck auf die US-Schweinepreise ausgeübt wird.
Das niedrige US-Schweinepreisniveau schlägt sich auch im internationalen Handel durch. Die USA als weltgrößter Exporteur und die EU als zweitgrößtes Exportgebiet bestreiten zusammen rd. 60 % des internationalen Schweinefleischhandels. Nach dem russischen Importverbot ist es für die besonders schwer betroffene EU schwierig, Ausfuhrersatz zu finden.
Das geht im Regelfall nur über den Preiskampf im Rahmen eines Verdrängungswettbewerbs. Dieser findet im asiatischen Raum statt. Die Absatzgebiete sind China, Japan, Südkorea und die Philippinen. Dabei ist die EU im letzten Jahr durchaus erfolgreich gewesen, weil die USA zu wenig und zu teuer angeboten haben.
In diesem Jahr wird das US-Angebot trotz starken Dollarkurs hinsichtlich Menge und Preis deutlich günstiger ausfallen. Damit werden die Absatz- und Preisspielräume für die EU wesentlich kritischer werden. Hochfliegende Preiserwartungen in der EU sind aller Voraussicht nach fehl am Platze.