Neue EU-Mitgliedsländer: schwache Wettbewerbsfähigkeit der Schweinehaltung
Sei ihrem EU-Beitritt im Jahre 2004 haben die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) ein Drittel ihres ursprünglichen Schweinebestandes verloren. Die Schweinehaltung ist von 36 Mio. auf 24 Mio. Tiere gefallen.
Der größte Anteil entfällt auf Polen, das aufgrund seiner kleinen Betriebs- und Bestandsstrukturen wenig wettbewerbsfähig ist. Eine durchschnittliche Flächenausstattung von 8 ha, 12 Sauen und 85 Schweinen je Betrieb verdeutlicht das hohe Maß an strukturellen Nachholbedarf.
Der Abstockungsprozess hat in mehreren Wellen stattgefunden. Ein erster Abschwung fand in der Zeitspanne von 2006 bis 2008 statt. Wesentlicher Auslöser war die geringe Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung als Folge hoher Futterkosten bei einem gedrückten Schweinepreisniveau.
Die zweite Aufgabewelle fand im Zeitraum 2010 bis 2012 statt. Auch in diesem Falle verursachten hohe Futtermittelpreise eine geringe Rentabilität in der Schweinehaltung.
In den Jahren 2013/14 sorgten vergleichsweise günstige Schweinepreise für eine Stabilisierung des Schweinebestandes.
Die jüngsten Bestandszahlen liegen noch nicht vor, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die anhaltend niedrigen Schweinepreise in der EU aufgrund der Russland-Importsperre zu ähnlich starken Abstockungsprozessen wie in der Vergangenheit führen wird.
Entscheider Faktor für den Rückgang der Schweinehaltung ist die Halbierung der Sauenbestände in den wichtigsten Erzeugungsgebieten. Dennoch wurde ein Teil des Remontierungsbedarfs durch steigende Ferkelleistungen je Sau und Jahr und zunehmende Ferkelimporte aus DK, NL und Deutschland ausgeglichen. Dänemarks Ferkelexporte in die MOEL erreichen Größenordnungen von 4,5 Mio. Stück je Jahr.
Die Schweinefleischerzeugung in den MOEL ist daher nicht so stark gefallen. Der Rückgang fiel mit 12 bis 15 % deutlich geringer aus als es die Schweinebestandsentwicklung vermuten lässt. Dazu haben höhere Mast- und Schlachtleistungen beigetragen, die durch Haltung Fütterung und Zucht verursacht wurden.
Dennoch bleiben die MOEL ein Nettoimportgebiet, das zu erheblichen Teilen aus den westlichen Nachbarländern versorgt wird. Steigende Einkommen sorgen dafür, dass die Nachfrage nach Schweinefleisch nicht abnimmt.
Seit 1,5 Jahren macht die die Afrikanische Schweinepest in den Grenzgebieten der baltischen Staaten und Polen zu Russland und Belarus erhebliche Schwierigkeiten. Zum Schutz der Hausschweine werden betroffene Gebiete großflächig abgesperrt. Der Handelsverkehr kommt fast vollständig zum Erliegen. Importländer weigern sich Fleischwaren aus den gefährdeten Gebieten ins Land zu lassen.
Die jüngste Entwicklung überdurchschnittlich hoher Ferkelimporte aus Dänemark nach Polen und anderen MOEL sind deutliche Signale für einen stattfindenden Abstockungsprozess.